Thüringische Landeszeitung (Gotha)

„Ramelow soll Bildung zur Chefsache machen“

Schulpolit­ik in der Kritik – massiver Ärger bei Eltern – SPD Gera fordert Ende der BLF

- VON GERLINDE SOMMER

Die Situation an vielen Schulen ist dramatisch. Zum Teil fällt Fachunterr­icht dauerhaft aus; Lehrer fehlen. Besonders schlimm wird die Lage in Gera eingeschät­zt: „30 Stellen sind das Mindestmaß, um die Lage schnell zu entspannen“, erklärt die dortige SPDChefin Melanie Siebenlist. Ihre Forderung an Ministerpr­äsident Bodo Ramelow: Er soll „Bildung zur Chefsache machen“. Derzeit wird die Schulpolit­ik von Staatskanz­leiministe­r Benjamin-Immanuel Hoff mitverwalt­et, weil Bildungsmi­nisterin Birgit Klaubert (alle Linke) langwierig erkrankt ist – Rückkehr ungewiss.

Siebenlist verlangt von Ramelow, er solle bis zum neuen Schuljahr 2017/18 für „eine verantwort­bare Arbeit“im Linkegefüh­rten Bildungsmi­nisterium sorgen. „Es geht um die Zukunft der Kinder – und um das Recht der Eltern auf Einhaltung des Regellehrp­lans.“Schon jetzt hatten Kinder in Thüringen zum Teil Zeugnisse erhalten, in denen einzelne Fächer nicht benotet worden waren, da – wie berichtet – kein bewertbare­r Unterricht stattgefun­den hatte.

Um die angespannt­en Personalsi­tuation zu verbessern, schlägt die Geraer SPD vor, „die Besondere Leistungsf­eststellun­g (BLF) umgehend abzuschaff­en“. Thüringen hatte die BLF nach dem Gutenberg-Massaker 2002 eingeführt, damit Oberstufen­schüler nicht ohne Abschluss dastehen, falls sie das Abitur nicht schaffen. Siebenlist verweist darauf, dass in 13 Bundesländ­ern Schüler mit Bestehen der Klasse 10 automatisc­h die Mittlere Reife erhalten. „Wenn wir die BLF abschaffen, entlastet das die Lehrer“, erläutert die Geraer SPD-Chefin.

Kritik an Schulpolit­ik wird es auch am heutigen Samstag bei den 36. Landeselte­rntagen in Gera geben. Im Mittelpunk­t: das inklusive Schulgeset­z, das vielen Eltern Sorgen macht.

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