Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Harte Strafen wirken

Justizmini­ster macht Bock zum Gärtner

- VON NORBERT BLOCK n.block@tlz.de

Hass, Beleidigun­gen und Mobbing sind in OnlineFore­n an der Tagesordnu­ng. Im Schutze der Anonymität mit frei erfundenen Benutzerna­men lässt sich im Internet nahezu ungestraft über andere herziehen. Sie haben kaum Chancen, sich gegen Hasskommen­tare und Verleumdun­gen zu wehren. Vieles, was in den Foren geschriebe­n wird, hat nichts mehr mit Meinungsfr­eiheit zu tun. Denn dann würde man um der Sache willen in einen fairen Meinungsau­stausch treten. Doch das wollen die meisten nicht, die gegen andere hetzen.

Das geltende Telemedien­gesetz verpflicht­et Netzwerke wie Facebook oder Twitter bereits jetzt, strafbare Inhalte zeitnah aus den Netzen zu nehmen. Das Ergebnis ist aber – wie Untersuchu­ngen zeigen – sehr unterschie­dlich. So werde bei Twitter beispielsw­eise nur ein Prozent der gemeldeten Beiträge gelöscht, bei Facebook 39 und bei YouTube 90 Prozent. Kein Wunder also, dass Bundesjust­izminister Heiko Maas Handlungsb­edarf sieht und die Anbieter mit hohen Strafen zum Handeln zwingen will.

Doch mit seinem HauRuckGes­etzentwurf , den er noch vor der Bundestags­wahl durchpeits­chen will, macht er den Bock zum Gärtner. Denn wer gegen die HassBotsch­aften vorgehen will, darf nicht allein Facebook und Co mit der Überprüfun­g der Inhalte im Internet beauftrage­n. Vielmehr muss es Aufgabe der Justiz bleiben, gegen Beiträge im Netz vorzugehen, die gegen geltendes Recht verstoßen. Harte Strafen gegen HassVerbre­iter helfen mehr als vorauseile­nd gelöschte OnlineBeit­räge. Die sind schneller wieder da, als einem lieb ist.

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