Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Für Meders ist Landwirtsc­haft ihre Lebensaufg­abe

Vor 25 Jahren retten Edgar und Angelika Meder den elterliche­n Hof vor der Zersplitte­rung und bauen den Betrieb neu auf

- VON KLAUS DIETER SIMMEN

Vor 25 Jahren, im Oktober, wagten Angelika und Edgar Meder als Landwirte den Schritt in die Selbststän­digkeit. Das war ungewöhnli­ch, zogen doch viele Kollegen im Osten die Sicherheit in einer Agrargenos­senschaft vor. Gefeiert wird das Jubiläum am 27. Mai. Weil, sagt Meder, im Oktober viel zu viel zu tun sei, um ans Feiern zu denken.

Und weil der Mai als Wonnemonat sich für ihn schon immer als Termin fürs Hoffest angeboten habe. Alle fünf Jahre lädt der Landwirtsc­haftsbetri­eb Meder nach Emleben ein. Um zu zeigen, dass Landwirtsc­haft im Kleinen funktionie­ren kann und dass sie mit und nicht gegen die Natur zum Erfolg wird.

Rückblicke­nd kann Edgar Meder seinen Weg logisch begründen. Er sei auf dem Hof in der Ohrdrufer Straße aufgewachs­en, den sein Großvater 1936 gekauft hatte. Das alte Anwesen der Familie genügte dem aufstreben­den Landwirt nicht mehr. Vom Großvater hat der Vater den typischen Vierseiten­hof mit Ställen und Scheune übernommen.

Meder erlebte den Wechsel der Jahreszeit­en in einem bäuerliche­n Betrieb, lernte ein Leben kennen, das fortzuführ­en für ihn erstrebens­wert war. Bis der Betrieb des Vaters in die Landwirtsc­haftliche Produktion­sgenossens­chaft (LPG) gezwungen wurde.

Weder die Ställe für Schweine, Kühe und Pferde wurden plötzlich noch wie gewohnt genutzt, auch die Scheune verlor an Bedeutung. „Der Hof arbeitete plötzlich nicht mehr mit“, erinnert sich der Landwirt, „und schon in wenigen Jahren zeigten sich erste Verfallssp­uren an den Gebäuden.“Dass die Familientr­adition mit dem unumgängli­chen LPG-Eintritt enden sollte, hat Edgar Meder wohl nie akzeptiert.

Trotzdem machten er und seine Frau Angelika sich nach der Wiedervere­inigung den Weg in die Selbststän­digkeit nicht leicht. „Aber: Wenn wir das nicht getan hätten, woher sollten wir dann wissen, ob es funktionie­rt oder nicht?“

Quasi auf den letzten Drücker holten sie sich 1992 die 25 eigenen Hektar, die in die LPG einzubring­en waren, zurück. Und pachteten weiteres Land von der Treuhand hinzu – insgesamt kam das Unternehme­n auf runde 180 Hektar. Beide Meders hatten an der Luther-Universitä­t in Halle Pflanzenpr­oduktion studiert, genau damit wollten sie nun künftig die Familie ernähren.

Dass daraus eine Erfolgsges­chichte wurde, liegt am unternehme­rischen Geschick, aber auch am Schweiß, den die Familie in ihre Zukunft investiert­e. Nicht alle Entscheidu­ngen erwiesen sich im Nachhinein als richtig, aber keine lag so gravierend daneben, dass die Firma in Bedrängnis kam.

Vor allem Angelika Meder musste Erfahrunge­n im Fördermitt­el-Dschungel der Europäisch­en Union sammeln, musste lernen, die zahlreiche­n bürokratis­chen Hürden zu nehmen. „Und die sind nicht weniger geworden“, gibt sie zu bedenken. Früher steuerte sie auch Drillmasch­inen und später im Jahr Mähdresche­r über den Acker, ein halber Tag im Büro reichte für alle nötigen Schreibarb­eiten aus. Das sei heute nicht mehr zu machen, jetzt sitze sie nur noch hinterm Schreibtis­ch.

Obwohl, nötig wäre das nicht mehr. Seit dem 1. Juli 2013 ist der Staffelsta­b an Sohn Sebastian weitergege­ben. Für den stand nie außer Frage, dass er den elterliche­n Betrieb übernimmt. „Bis auf die Pubertät, da konnte sich der Sohnemann einen Job in Latzhose und Gummistief­eln so gar nicht vorstellen“, grinst der Vater. Das mag so gewesen sein, aber es ändere nichts daran, dass er sich im Grunde niemals in einem anderen Job hätte sehen können, sagt der gelernte Landwirt. Er legte an der Fachschule für Agrarwirts­chaft in Stadtroda noch ein Studium in landwirtsc­haftlicher Unternehme­nsführung nach. Heute bewirtscha­ftet das Unternehme­n 533 Hektar Ackerland und 40 Hektar Wiesen im Lohnverfah­ren.

Die Produkte – Weizen, Braugerste, Rüben und Zuckerrübe­n – konnte Bauer Meder anfangs in der Region verkaufen. Das hat sich geändert. Um bestehen zu können, muss der Landwirt mit Händlern zusammenar­beiten, die sie weltweit vertreiben. So geht Braugerste beispielsw­eise nach Belgien, Brotgetrei­de aus Emleben gelangt in einen Binnenhafe­n. „Wohin es von da verschifft wird, wissen wir nicht“, sagt Sebastian Meder achselzuck­end.

So ist ein kleiner Betrieb aus einem Thüringer Dorf Mitspieler im globalen Handel. Ob das den Landwirt nun freut, oder nicht: Es gibt mittlerwei­le keine andere Möglichkei­t mehr.

Nur was Tochter Christiane Hübner anbaut, kommt der Region zugute. Mit Erdbeeren im Frühsommer und Kürbissen im Herbst bereichert sie den regionalen Markt.

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Foto: Klaus-Dieter Simmen Angelika und Edgar Meder wagten als Landwirte den Schritt in die Selbststän­digkeit. Sohn Sebastian führt den Betrieb weiter.

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