Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Vereinte Botschaft von Musik und Malerei
Der Gothaer Orgelzyklus wartet im Juni mit Bildern auf, die zur Musik in den Raum projiziert werden
Abstraktes Malen nach Musik
Kunst fürs Ohr und Kunst fürs Auge – beide können sie einander bereichern. Und gemeinsam ästhetische Zugänge schaffen, die dem Hörer und Betrachter ohne dieses Miteinander verschlossen bleiben würden. Wie gut es funktionieren kann, wenn Klangfarbe und Rhythmus eines Musikstücks mit den Farben eines abstrakten Gemäldes und dessen rhythmischen Formen interagieren, soll sich am 7. Juni, ab 19.30 Uhr, im ersten Konzert des Gothaer Orgelzyklus‘ erweisen.
Die Idee kam Susanne Kelbert spontan, als sie und ihre Kollegin, Birgit von Rohden, beide Blockflötenlehrerinnen an der Spohr-Kreismusikschule, sich mit der „Blauen Ouvertüre“von Hans Jürgen Hufeisen beschäftigten: Dazu müssten doch blaue Bilder passen! Im September fanden sie zusammen: die beiden Flötistinnen, der für Experimente stets aufgeschlossene Kirchenmusikdirektor Jens Goldhardt sowie die Kunst-Lehrerin Ute Mixanek und der Informatik-Lehrer Andreas Prömmel vom Gymnasium Ernestinum. Im Leistungskurs Kunst hörten die Zwölftklässler die Musikstücke und entwarfen ihre gemalten „Kommentare“dazu. Danach beschäftigten sich die Schüler des Leistungskurses Informatik mit der Frage, wie man die Gemälde einem großen Publikum in der Margarethenkirche präsentiert.
Zu Beginn, sagt Ute Mixanek, seien längst nicht alle Schüler vom Sinn ihrer Aufgabe überzeugt gewesen, Bilder zu einer Musik zu malen, die meist weit außerhalb ihres Erfahrungshorizonts lag. Doch das habe sich im Lauf der Zeit geändert. Und nach Abschluss des Kurses hätten sie sogar abends in ihrer Freizeit weiter daran gearbeitet.
Wie kann man die relativ kleinen Bilder im großen Kirchenraum sinnvoll präsentieren? Dieser Frage stellten sich Prömmel und seine Kursteilnehmer. Zuerst mussten die Bilder hoch auflösend digitalisiert werden. Dazu musste geeignete professionelle Software besorgt werden. Und es sollte möglich sein, Bilder auf mehreren Ebenen zu überblenden und Kamerafahrten zu simulieren.
Auch die Informatik-Schüler werden wohl noch einige private Stunden dranhängen müssen, bis alles fehlerlos funktioniert und Torsten Kotsch mit seiner Showtechnik-Firma die Kirche am Konzertabend publikumswirksam illuminieren kann.
Über den Bildungsaspekt dieser ungewöhnlichen Gemeinschaftsarbeit macht sich Ute Mixanek so ihre Gedanken: „Die Schüler, die die Bilder gemalt haben, und die anderen, die sie digital aufbereiten, sind ja nicht dieselben. Umso mehr müssen sie sich in die Arbeit der anderen einfühlen. Und vielleicht bekommt doch der eine oder andere Informatik-Kursteilnehmer Appetit auf Kunst?“
Bunt gemischt ist das Programm des 1. Orgelzyklus-Konzerts, und die Titel der Kompositionen von Hufeisen und anderen, teils Originale, teils von den drei Musikern für die spezielle Besetzung mit zwei Blockflöten und Orgel bearbeitet, lassen viel Raum für Phantasie: „Hinterm blauen Meer“, „Feuerwalzer“, „Regen“, „Kristall“…
Im Reigen der Komponistennamen taucht auch der der Musikschul-Klavierlehrerin Kathrin Gerth auf. Zusammen mit ihren Kolleginnen Birgit von Rohden und Susanne Kelbert wird sie zwei für dieses Konzert selbst geschriebene Miniaturen aufführen: „Winterweiß“und „Meereswellen im Licht“.
Wenn alles gut geht, werden die Konzerthörer zum Ende vielleicht erstaunt feststellen, dass sie nicht auf zwei, sondern auf drei Ebenen Kunst erlebt haben: Die Musik, die Bilder der Abiturienten – und die eigenen während des Konzerts assoziativ im Kopf entstandenen Bilder. Eines ist gewiss: Langweilig wird‘s bestimmt nicht.