Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Von der Taufe zur Jubelkonfi­rmation

- VON JOCHEN FRANZ

Morgen, am Sonntag Rogate feiern in Emleben sechs Menschen ihre Goldene Konfirmati­on. In Uelleben wird anderthalb Stunden später im Gottesdien­st ein Kind getauft. Die eigene Taufe ist für die meisten Goldenen Konfirmand­en etwa 63 Jahre her. Das Wiedersehe­n ist manchmal mit Tränen verbunden, weil sich einige tatsächlic­h seit fünfzig Jahren nicht mehr gesehen haben. Und dann dauert es nicht lange bis die Erinnerung­en sprießen: „Weißt du noch, wie der Pfarrer uns damals Tipps für die Prüfung gegeben hat?“„Erinnerst du dich noch an die Helga, die damals so eine freche Antwort gegeben hat?“oder: „Weißt du noch, wie wir uns im Pfarrgarte­n im Schuppen versteckt haben?“In den folgenden 50 Jahren haben viele der Jubilarinn­en und Jubilare einen Beruf gelernt, eine Familie gegründet, selbst Kinder bekommen.

Es wird auch derer gedacht, die schon verstorben sind. Bei der Taufe liegt alles noch vor dem kleinen Menschenki­nd. Und auch für die Eltern ist es ein Beginn. Mit der Taufe wollen sie ihr Kind unter den Schutz Gottes stellen. Sie erbitten sich den Segen für ihr gemeinsame­s Le ben. Sie trauen Gott zu, dass er ihr Leben und das ihres Kindes leiten und behüten kann.

Bei den Goldenen Konfirmand­en gibt es auch manchmal welche, die sich im Laufe ihres Lebens von Gott abgewendet haben. Manche, weil sie diesen Schutz und die Begleitung nicht gespürt haben und enttäuscht sind. Andere, weil sie mit der Konfirmati­on dieses Kapitel ganz bewusst hinter sich gelassen haben. Für einige ist der Gottesdien­st zur Goldenen Konfirmati­on tatsächlic­h der erste nach 50 Jahren. Dann trauen sie sich auch nicht, mit zum Abendmahl zu gehen oder sich segnen zu lassen. Doch dazu gibt es keinen Grund, denn Gott rechnet so nicht. Sein Segen gilt allen, die die Hände dafür offen haben. Seine Begleitung ist da, auch wenn wir selbst es nicht spüren. Sein Ohr ist offen für die lauten und die leisen Töne und auch für die Gedanken, die wir nicht ausspreche­n.

Ob Taufe, Konfirmati­on, Trauung oder Jubelkonfi­rmation. Die Zeit, die wir dabei im Blick haben, spielt für Gott keine Rolle. Gott liebt die Menschen in Ewigkeit. Das hat nichts mit Langeweile zu tun, sondern damit, dass jeder Augenblick vor Gott genauso wertvoll ist, wie ein langes oder ein kurzes Leben. Das gilt sowohl für den Täufling am Anfang seines Lebens als auch für die Goldenen Konfirmand­en, die schon auf vieles in ihrem Leben zurückblic­ken können.

Unter dem Schutz Gottes

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Archiv-Foto: Dirk Bernkopf
Jochen Franz ist Pfarrer der Margarethe­nkirche Gotha mit Emleben und Uelleben Archiv-Foto: Dirk Bernkopf

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