Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Unwetter: Zug entgleist bei Stadtroda
Feuerwehren im Dauereinsatz Viele Straßen überflutet – In Pflanzwirbach steht das Wasser 70 Zentimeter hoch im Ort
Schwere Gewitter haben am späten Freitagnachmittag in weiten Teilen Thüringens für heftige Regengüsse gesorgt. Straßen wurden überflutet, Keller liefen voll und Dächer wurden abgedeckt. Bei Stadtroda entgleiste der Regionalexpress Glauchau Richtung Göttingen. Betroffen von dem Unwetter waren vor allem Ostthüringen und das Weimarer Land. In den Leitstellen gingen Notrufe fast im Minutentakt ein. Die Feuerwehren waren vielerorts im Dauereinsatz.
Nach dem Bahnunglück wurde der Verkehr auf der Strecke Hermsdorf – Bad Klosterlausnitz – Göschwitz unterbrochen. Als Grund für die Entgleisung gab die Bahn Geröll und Schlamm auf den Gleisen an. Nach Angaben des Lagezentrums der Thüringer Polizei gab es sieben Leichtverletzte. „Sie haben eine Schock oder Bauchoder Kopfschmerzen und werden von Notärzten betreut“, sagte eine Sprecherin. Möglicherweise werde der Zug noch am Freitag geborgen, hieß es.
Der Starkregen sorgte für Überflutungen auf vielen Straßen, Hagelkörner in Kirschgröße taten ihr Übriges. In Königsee stürzten während des Unwetters Teile einer Decke eines Verbrauchermarktes ein. Polizei und Feuerwehr waren vor Ort. Personen kamen dem Vernehmen nach nicht zu Schaden. Besonders betroffen waren laut Rettungsleitstelle Königsee, Unterköditz und Rottenbach. Der Fahrbahn-Belag der Debrastraße in Rudolstadt hat sich laut Polizei angehoben.
In Pflanzwirbach im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt kamen teils um die 20 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb weniger Minuten herunter. Da das Örtchen in einem Tal liegt, sammelte sich das Wasser und strömte von zwei Seiten ins Dorf. Keller liefen voll, Autos konnten die Bundesstraße 85 nicht mehr befahren. Ein Fahrzeug blieb in den Fluten hängen. Es musste mit einem Multicar aus den Wassermassen geborgen werden. Der Friedhof wurde überflutet. Die Feuerwehr sprach von bis zu 70 Zentimeter Wasserstand mitten im Dorf.
Auch mehrere Veranstaltungen waren durch das Unwetter beeinträchtigt. In Saalfeld bereitete man sich auf die lange Einkaufsnacht vor, zu deren Beginn am Abend die CDU zum Hoffest in die Obere Straße geladen hatte. In Meura platzte das Gewitter in die Vorbereitungen für den ersten Abend des Outlaw-Wochenendes. Während die „Haselnusser“ihren Soundcheck machten, wischten die Organisatoren im Festzelt durch.
In Gumperda im Reinstädter Grund im Saale-Holzland-Kreis haben wie schon vergangene Woche die Regenmassen die Straßen unpassierbar gemacht.
In Stadtroda stand der komplette Kreuzungsbereich am Amtsplatz unter Wasser. „Wir haben die Schächte beziehungsweise die Einläufe gezogen“, so Klaus Fickler von der Feuerwehr.
In Jena waren gegen 18 Uhr ebenfalls alle Feuerwehrkräfte im Einsatz, um vor allem Gullydeckel zu reinigen und wieder einzusetzen. Im Parkhaus des Einkaufscenters Neue Mitte standen Autos im Wasser.
Einen riesigen Wasserschaden hat ein Modeausstatter in der Goethe Galerie. Hunderte Liter Wasser ergossen sich aus einem Abflussrohr der Dachentwässerung ins Geschäft.
Dauerstress gab es auch für die Einsatzkräfte im Weimarer Land. Vereinzelt sollen auch Dächer in Mitleidenschaften gezogen worden sein.
Das Unwetter zog über weite Teile Thüringens hinweg. Örtlich gab es mehr als 30 Liter je Quadratmeter und insgesamt mehr als 30 000 Blitze.