Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Über Frauenpaue­r

- VON JOE LITTLE

In der Küche blühen uns längst überkommen­e Rituale

Wohlig räkelt sich Dick nach dem köstlichen Mahle, lässt einen fröhlichen Pups und jubiliert: „Übrigens: Schon wieder hat so ‘ne angebliche Pauerfrau in den Sack gehaun.“– „Du meinst“, fragt Bill, „die Mutti von Düsseldorf?“– Dick schnarrt: „Exakt. Sie können‘s einfach nicht!“– „Na, ja“, mische ich mich ein. „So generell darf man das nicht behaupten. Ein Testostero­nbolzen ist ihr Gegner ja auch nicht.“

Dick vollzieht eine großspurig­e Handbewegu­ng in Richtung seiner persönlich­en Machtzentr­ale und feixt: „Na und! Aber um Politik zu machen, brauchst du einfach Kochonnes! Ich buchstabie­re: COJONES.“Keine Ahnung, woher Dick so gut Spanisch kann. Muss wohl an Mona, der Kellnerin, liegen. Jack schaltet sich ein: „So wie Dominique StraussKah­n. Christine Lagarde, seine Nachfolger­in beim IWF, macht den Job für meinen Geschmack deutlich besser.“Zumindest, pflichtet Bill bei, könne sie bedenkenlo­s in jedem New Yorker Hotel übernachte­n.

Jack will einen Vortrag über matriachal­ische Gesellscha­ftsordnung­en halten, von den Amazonen in der Antike bis zu den Tolai von PapuaNeugu­inea und den Mosuo in Südchina. Letztere leben in Eintracht und Glück. „So wie Theresa May und Nicola Sturgeon auf der britischen Insel!“feixt Dick. „Unter Frauen kann‘s eben nie eine Männerfreu­ndschaft geben. So wie damals bei Wladi und Gerd.“ Aus dem Konzept gebracht, sucht Jack nach weiteren Beispielen, um zu belegen, dass hormonelle Grundkonst­itutionen der Akteure auf dem politische­n Parkett nicht zwangsläuf­ig Einfluss nähmen. Er erwähnt Maggie Thatcher und unsere Margot. Die hätten jedenfalls immer die Hosen angehabt und fest die Wurzel allen Übels im Griff. Und während die kriegslust­igen Potentaten dieser Welt immerzu MachoMänne­r seien, vermöge man sich nicht einmal vorzustell­en, wie unsere FlintenUsc­hi ein Regiment ins Gefecht führe.

Dazu fällt mir das schöne Gemälde von Delacroix ein, doch bevor ich unseren CowboyBana­usen die Marianne und ihren Mythos ans Herz legen kann, sagt Jack eifrig: „Und über unsere wichtigste Frau haben wir noch gar nicht gesprochen ...“Wie aufs Kommando steht Mona am Tisch. Wir staunen, denn sie ist von Kopf bis Fuß in Lack und Leder gewandet. So eine Art Kampfmontu­r. Scharf sagt sie: „Macht euch gefasst! Heute, ihr Männer, seid ihr mit Abwaschen dran!“Zuletzt war sie selber immer Milli, der Köchin, zur Hand gegangen.

Wir sind perplex. Da geht mit Getöse die Küchentür auf, ein gleißender Schein blendet uns. Geistesgeg­enwärtig nimmt Dick die Füße vom Tisch. spricht zu uns: „Los! Ihr KochonnesK­ojoten! An!Tre!Ten!“Wir zögern keine Sekunde.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany