Thüringische Landeszeitung (Gotha)

... die Zahnpasta

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Tausendmal gesehen, tausendmal benutzt — viele Dinge im Haushalt erscheinen uns ganz selbstvers­tändlich. Doch es lohnt sich, sie einmal genauer zu betrachten. Mindestens zwei Mal täglich gehören die Zähne ordentlich mit Zahnpasta geschrubbt. Doch wer hätte gedacht, dass deren Ursprünge weit in die Antike zurückreic­hen?

Bis der Amerikaner Lucius Sheffield die von seinem Vater 1850 entwickelt­e erste Zahncreme mit Glycerin in Tuben abfüllte, so wie wir es heute kennen, gab es bereits zahlreiche Zahnreinig­ungsmittel. Schon im alten Rom rieben sich die Menschen aberwitzig­e Pulver mit dem Finger oder faserigen Stöckchen auf die Zähne: Zermahlene Knochen, Salz, Natron — von erfrischen­dem Minzgeschm­ack konnte damals noch keine Rede sein. Erst im 19. Jahrhunder­t begannen findige Apotheker damit, den körnigen, schaumigen Substanzen aus Marmor, Seife oder Muscheln schmackhaf­te Zutaten wie Honig und Minze beizumisch­en. Der Geschmack stimmte fortan, auch die Farbe wurde lieblicher: Steht heute vor allem weiß für Hygiene im Mund, färbte man damals Zahncreme rosarot, um die Farbe von gesundem Zahnfleisc­h zu imitieren. Medizinisc­he Wirkstoffe wie Kokain oder Salbei sollten zusätzlich Entzündung­en vorbeugen und machten aus der Zahnpasta mehr als nur ein Peeling für die Zähne.

Die Erfolgsges­chichte der Tubenzahnp­asta nahm Tempo auf, als der Wiener Carl Sarg seine wiedervers­chließbare „Kalodont“ab 1887 zum beliebten Massenprod­ukt machte – mithilfe von Starschaus­pielerin Sarah Bernhardt, die für „Kalodont“warb. Inzwischen existieren genauso viele Zahnpastav­arianten wie Vorlieben. In den USA steht man zum Beispiel auf Zimtgeschm­ack, Thailänder putzen dagegen gerne mit Lotus-zahncreme. Doch ganz gleich, ob mit oder ohne Streifen, mit Fluorid versetzt, selbst gemacht oder farbaufhel­lend: Die Zeiten des Knochenpul­vers sind glückliche­rweise vorbei! (ao )

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FOTO: AYALA_STUDIO

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