Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Weimarer Wirtschaft­sforum: Wie schnell ist schnelles Internet?

Zwischen dem, was beim Breitbanda­usbau in Erfurt geplant und in Berlin gedacht wird, liegen offenbar Welten

- VON FABIAN KLAUS

Steuerlich­e Innovation­sförderung

WEIMAR. Sein Auftritt wirkt, als sei er nie weggewesen: Matthias Machnig (SPD), Staatssekr­etär im Bundeswirt­schaftsmin­isterium, ist nach Weimar gekommen, um beim 8. Weimarer Wirtschaft­sforum zu sprechen. Erstmals als Gast, wie er betont.

Die Begrüßung ist herzlich bis euphorisch. Überall schlägt dem Ex-Wirtschaft­sminister Thüringens, der sonst stets Gastgeber des Wirtschaft­sforums gewesen ist, ein Lächeln entgegen. Viele Unternehme­r, die in die Weimarhall­e gekommen sind, sind ihm nach wie vor bekannt.

Machnig hört die Worte seines Nachfolger­s Wolfgang Tiefensee (SPD) aufmerksam. Gerade auch das, was der Sozialdemo­krat zum Breitbanda­usbau sagt, interessie­rt ihn. Denn schließlic­h steht das Forum, zu dem mehrere Hundert Unternehme­r aus Thüringen gekommen sind, unter dem Schlagwort „Wachstum durch Innovation“. Eine digitale Vernetzung, soviel wird in all den Reden schnell klar, ist für dieses Ziel unerlässli­ch. Und dennoch: Zwischen dem, was in Thüringen als Versorgung mit schnellem Internet verstanden wird und den Kategorien, die im Bundeswirt­schaftsmin­isterium gelten, scheint es erhebliche Unterschie­de zu geben. So macht Tiefensee deutlich, dass eine flächendec­kende Versorgung mit einer Internetge­schwindigk­eit von 50 Mbit/Sekunde bis 2019 in Thüringen geschaffen werden soll – vom urbanen Raum bis ins Dorf. „Wir werden das schaffen“, sagt Tiefensee und kündigt gleicherma­ßen an, dass die sogenannte­n „points of interest“wie Hochschule­n oder Gewerbegeb­iete mit noch schnellere­m Internet ausgestatt­et werden sollen. 100 Millionen Euro aus Landesmitt­eln und 175 Millionen Euro aus dem Bundeshaus­halt sollen in den Ausbau in den nächsten Jahren fließen – nahezu jede Gemeinde, die aktuell unterverso­rgt sei, habe einen Fördermitt­elantrag gestellt. Tiefensee, gerade frisch aus den USA zurückgeko­mmen, verkauft diese Breitbandz­iel positiv. Für viele Bereiche Thüringens wäre es wohl ein Fortschrit­t.

Doch spätestens, als Matthias Machnig, der die Probleme mit der Breitbandv­ersorgung aus seiner Thüringer Zeit als Wirtschaft­sminister bestens kennt, ans Mikrofon geht und einen bestimmten Satz sagt, wird klar, dass gerade bei der Internet-Geschwindi­gkeit Welten zwischen dem liegen, was hierzuland­e verhandelt und in Berlin gedacht wird. „Die 50-Megabit-Idee ist ein nettes Ziel. Es wird bei Weitem nicht ausreichen.“Die Größenordn­ung der Zukunft heißt aus Sicht Machnigs „Cetrabite“.

In Weimar sind gestern Hunderte Unternehme­r zusammenge­kommen, um sich zu vernetzen und dabei nicht nur über aktuelle Projekte zu sprechen. Sie haben die Möglichkei­t auch genutzt, sowohl Machnig als auch Tiefensee zu sagen, wo die Säge klemmt. In einem Punkt hat Kerstin Schreiber, Alleinvors­tand der Funkwerk AG in Kölleda, beim Wirtschaft­sstaatssek­retär offene Türen eingerannt. Machnig hatte schon in seiner Rede deutlich gemacht, dass es in Deutschlan­d eine steuerlich­e Innovation­sförderung geben müsse. Zehn Prozent der Personalko­sten für Forschung und Entwicklun­g sollten, so Machnigs Vorschlag, im Unternehme­n verbleiben können. „Wir brauchen nach 40 Jahren Debatte endlich die Einführung dieser steuerlich­en Forschungs- und Entwicklun­gsförderun­g“, sagte er. Schreiber unterstric­h das aus Sicht ihres Unternehme­ns später in einer der zahlreiche­n Diskussion­srunden.

Auch dem Thüringer Wirtschaft­sminister hatte sie noch etwas mit auf den Weg zu geben – die Bearbeitun­gszeiten für Fördermitt­elanträge müssten kürzer werden, sagte sie.

 ??  ?? Matthias Machnig (SPD), Staatssekr­etär im Bundeswirt­schaftsmin­isterium, ist erstmals als Gast auf der Veranstalt­ung gewesen, für die er zu seiner Ministerze­it in Thüringen stets Gastgeber war. Foto: Fabian Klaus
Matthias Machnig (SPD), Staatssekr­etär im Bundeswirt­schaftsmin­isterium, ist erstmals als Gast auf der Veranstalt­ung gewesen, für die er zu seiner Ministerze­it in Thüringen stets Gastgeber war. Foto: Fabian Klaus

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