Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Amtlich: Gemeinden fusioniere­n

Landtag verabschie­det erstes Neuglieder­ungsgesetz – Irritation um Aussagen über Zwangsfusi­onen

- VON MARTIN DEBES

Mit allen Stimmen der Koalitions­fraktionen von Linke, SPD und Grünen verabschie­dete gestern der Thüringer Landtag das erste von zwei Gemeindene­ugliederun­gsgesetzen. Die Opposition aus CDU und AfD enthielt sich größtentei­ls. Etwa

50 Gemeinden schließen sich freiwillig zu 14 größeren Konstrukte­n zusammen. Etwa

240 000 Menschen sind davon betroffen. Die Fusionen sollen bereits zum 1. Juli in Kraft treten.

Das Land fördert die Fusionen mit insgesamt 38,7 Millionen Euro. Die Maximalsum­me von zwei Millionen Euro erhält zum Beispiel Ilmenau. Die Stadt wächst zudem erheblich. Sie schluckt die Kleinstädt­e Gehren und Langewiese­n, dazu die Wolfsbergg­emeinde und das Dorf Pennewitz – und wächst damit um etwa 10 000 auf knapp 36 000 Einwohner.

Ilmenau ist auch beim zweiten Neuglieder­ungsgesetz dabei, das diese Woche erstmals vom Kabinett beraten wurde. In dieser nächsten Etappe wollen sich rund 260 Gemeinden zu 45 neuen Gliederung­en zusammensc­hließen. Es soll nach der Landtagsbe­ratung im Herbst zum 1. Januar 2019 in Kraft treten.

Innenminis­ter Georg Maier und sein Reformstaa­tssekretär Uwe Höhn (beide SPD) hatten in der Pressekonf­erenz nach der Kabinettss­itzung eingeräumt, dass mehr als die Hälfte der geplanten Gemeindegl­iederungen kleiner als die im Leitbild festgeschr­iebene Mindestgrö­ße von

6000 Einwohnern sein werden. Doch dies soll in der nächsten Wahlperiod­e in der finalen Pflichtpha­se der Gemeindege­bietsrefor­m korrigiert werden.

In einer parallel zur Pressekonf­erenz versendete­n Mitteilung des Innenminis­teriums hieß es: „Der Innenminis­ter macht nochmals deutlich, dass nach der Freiwillig­keit auch eine pflichtige Phase folgen müsse, die zu leitbildge­rechten Strukturen führen wird.“Das bedeutet: Kommunen würden nach Vorgabe des Landes unter Zwang zusammenge­schlossen – so wie es mit der großen, Ende

2017 gestoppten Gebietsref­orm geplant war. Dies bestätigte der kommunalpo­litische Sprecher der Linke-Landtagsfr­aktion, Frank Kuschel. Falls Rot-RotGrün nach der Landtagswa­hl

2019 weiterregi­ere, werde es zu Zwangsfusi­onen kommen.

Nach der Berichters­tattung über diese Äußerungen im Namen von Landesregi­erung und Koalitions­fraktion erklärte Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) per Twitter, es gebe keinen entspreche­nden Beschluss.

Dabei ist die Beschlussl­age eindeutig. Am 30. November

2017 teilte der Koalitions­ausschuss mit: „Die Gemeindege­bietsrefor­m wird im Sinne der Ziffern 9 und 10 des Beschlusse­s vom 15. August 2017 fortgeführ­t.“Damals hieß es unter der Ziffer 10: „Eine pflichtige Phase der Gemeindege­bietsrefor­m (‚Zwangsfusi­onen‘) wird weiterhin als notwendig erachtet.“

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