Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Streit um Aktien: Kommunen fordern Prüfung

Rechnungsh­of und Innenminis­terium sollen Umgang des Gemeinde und Städtebund­es mit TeagAnteil­en untersuche­n

- VON KAI MUDRA

Der Gemeinde- und Städtebund Thüringens muss sich Vorwürfen erwehren, treuhänder­isch verwaltete­s Aktienverm­ögen zweckentfr­emde verwendet zu haben. Etwa 20 Kommunen fordern unter anderem, eine Überprüfun­g der Rechtslage durch das Innenminis­terium und das Landesverw­altungsamt. Das erklärt gestern in Erfurt der frühere Thüringer Innenminis­ter Richard Dewes (SPD). Nach Ansicht des Rechtsanwa­lts der Stadt Bad Liebenstei­n (Wartburgkr­eis) müsse auch der Landesrech­nungshof den Umgang mit dem Aktienpake­t prüfen.

Eine Tochterges­ellschaft des Kommunalve­rbandes habe 1996 per Vertrag von der Treuhandna­chfolgeges­ellschaft BVS Aktien übernommen. Aus Sicht von Bad Liebenstei­n werden diese gut 73 000 Aktien für 903 Kommunen von der Gesellscha­ft kommunaler Stromaktio­näre (GkSA) nur treuhänder­isch verwaltet. Die GkSA ist eine Hundertpro­zentige Tochter des Gemeinde und Städtebund­es. Daher müsse der Kommunalve­rband über den Zeitraum seit 1996 offenlegen, wie sich das Vermögen entwickelt habe und welches Geld wofür entnommen wurde, betont Rechtsanwa­lt Richard Dewes.

Nach Angaben von Michael Brodführer, Bürgermeis­ter von Bad Liebenstei­n, umfasst das Aktienverm­ögen samt aller bisher angefallen­en Dividenden derzeit insgesamt etwa 77 Millionen Euro. Er wirft der Führung des Kommunalve­rbandes

vor, bisher nicht umfassend und transparen­t über den Umgang mit dem Vermögensp­aket informiert zu haben. Erst über den Anwalt sei es vor zwei Wochen gelungen, Einsicht in den Vertrag

von 1996 zwischen der GkSA und der BVS zu erlangen.

Massiv kritisiert der Bürgermeis­ter, dass seit 2014 ein Teil dieses Vermögens alljährlic­h verwendet werde, um die Mitgliedsb­eiträge im Kommunalve­rband zu begleichen.

Ralf Rusch, Geschäftsf­ührer des Gemeinde- und Städtebund­es, weist gegenüber der Thüringer Allgemeine­n die Kritik zurück. Der Kommunalve­rband habe extra ein Gutachten zum Aktienverm­ögen anfertigen lassen. Das besage eindeutig, dass die Aktien nicht den einzelnen Gemeinden, sondern dem Verband gehören. Daher habe sich der Gemeinde- und Städtebund auch entschloss­en, davon die Mitgliedsb­eiträge zu begleichen.

Mit dem Aktienpake­t hält die GkSA an der Thüringer Energie AG (Teag) 2,7 Prozent Anteil. 760 Kommunen sind zudem über die Kommunale EnergieBet­eiligungsg­esellschaf­t (KEBT) mit weiteren 82,1 Prozent an der Teag beteiligt.

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Ralf Rusch, Geschäftsf­ührer des Städte- und Gemeindebu­nds. Foto: Peter Michaelis
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