Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Staat verdient an Griechen-Rettung

2,9 Milliarden Euro Zinsgewinn seit 2010

- VON BEATE KRANZ

In der Debatte um die Rettung von Griechenla­nd wird ein Detail gerne vergessen: Die Geldgeber profitiere­n von ihren Hilfeleist­ungen, solange die erteilten Kredite durch die hellenisch­e Republik bedient werden. Die Staaten hatten bisher Glück. So hat auch Deutschlan­d als Geldgeber seit 2010 insgesamt gut 2,9 Milliarden Euro aus Zinseinkün­ften verdient. Das geht aus einer Antwort des Bundesfina­nzminister­iums auf eine Anfrage der Grünen hervor, die dieser Redaktion vorliegt.

Das Geld setzt sich vor allem aus Gewinnen aus Ankäufen griechisch­er Staatsanle­ihen im Rahmen des Securities Markets Programme (SMP) der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) zusammen, die bei der Bundesbank anfielen und dem Bundeshaus­halt überwiesen wurden. Hinzu kommen Zinsgewinn­e von 400 Millionen Euro aus einem Darlehen der staatliche­n Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW). Die Gewinne ergeben sich vor allem aus den Zinsen für das Halten der Anleihen. Diese Ankäufe waren neben den staatliche­n Rettungssc­hirmen (EFSF und ESM) für Griechenla­nd wichtig, um sich weiter finanziere­n zu können. Insgesamt erhielt Griechenla­nd bis heute knapp 274 Milliarden Euro an Hilfskredi­ten.

Die Zinsen seien nichts Verwerflic­hes, sagt der Forschungs­direktor des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW), Alexander Kritikos. Was übersehen werde: „Bislang haben die Hilfszahlu­ngen an Griechenla­nd den deutschen Steuerzahl­er keinen Cent gekostet.“Nur Privatanle­ger hätten 2012 beim Schuldensc­hnitt verloren.

Die Chancen stehen aber gut, dass Griechenla­nd einen Teil der erzielten Zinsgewinn­e aus Deutschlan­d schon bald zurückerhä­lt. Die EU-Finanzmini­ster haben sich am Donnerstag in Luxemburg getroffen, um die letzte Rate aus dem mutmaßlich letztem Rettungspr­ogramm für Griechenla­nd freizugebe­n. Dabei geht es nicht nur um die Erleichter­ung der Kreditbedi­ngungen. Es wird auch erwogen, dass die Zinseinkün­fte aus dem SMP, von dem auch die Deutschen profitiert­en, den Griechen wieder zurücküber­wiesen werden.

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