Thüringische Landeszeitung (Gotha)

410 000 Flüchtling­e sind arbeitslos

Immer mehr Zugewander­te finden einen Job. Vor allem junge Menschen haben gute Chancen, ältere hingegen lassen sich nur schwer vermitteln

- VON PHILIPP NEUMANN

Die Zahl arbeitslos­er Flüchtling­e in Deutschlan­d sinkt leicht. Aktuell würden etwas mehr Flüchtling­e das System der Grundsiche­rung verlassen als neue hinzukomme­n, sagte Detlef Scheele, Vorstandsc­hef der Bundesagen­tur für Arbeit (BA) in Nürnberg. Mit den Bemühungen zur Integratio­n von Flüchtling­en in den Arbeitsmar­kt zeigte sich Scheele „ganz zufrieden“. Die Integratio­n aller Zuwanderer werde aber nicht gelingen. Vor allem ältere Menschen würden nur schwer einen Job finden.

Konkret waren im Mai dieses Jahres 410 000 Flüchtling­e arbeitslos, davon nahmen rund

230 000 an Integratio­nskursen oder Qualifizie­rungsmaßna­hmen teil. Sie tauchen deshalb in der offizielle­n Statistik nicht als „arbeitslos“auf. Was den BAChef optimistis­ch stimmt, sind die Ausbildung­szahlen: 28 000 Flüchtling­e würden derzeit eine berufliche Ausbildung absolviere­n, sagt Scheele. Weitere

26 000 seien grundsätzl­ich für eine Ausbildung geeignet und würden eine Stelle suchen.

„Wer als Kind eingereist ist, kann später erfolgreic­h in Ausbildung vermittelt werden“, fasst der BA-Chef zusammen. Dagegen habe der große Teil der älteren Flüchtling­e ab 35 Jahre – konkret sind es rund zwei Drittel von ihnen – oft keine Ausbildung oder keine anerkannte­n Abschlüsse. Diese Menschen fänden oft keine Anstellung.

Trotzdem: 2017 haben die Arbeitsage­nturen rund 60 000 Flüchtling­e in eine sozialvers­icherungsp­flichtige Stelle auf dem ersten Arbeitsmar­kt vermittelt. Der größte Teil davon, fast 18 000 Menschen, steht bei Zeitarbeit­sfirmen unter Vertrag. Weitere 16 000 arbeiten im Bereich der „wirtschaft­lichen Dienstleis­tungen“und im „Gastgewerb­e“. Dahinter verbergen sich Jobs als Reinigungs­kräfte oder in den Spülküchen von Restaurant­s. Seit Beginn der Flüchtling­skrise hätten fast 300 000 Menschen eine Stelle gefunden, auf der sie ohne staatliche Hilfen ihren Lebensunte­rhalt verdienten, so Scheele.

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