Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Auf der Suche nach Freunden
Verteidigungsministerin besucht die USA und wehrt sich gegen den Vorwurf von Präsident Donald Trump, zu wenig in die Rüstung zu investieren
Beständig. Loyal. Standhaft. Immer in der Materie. „Und uns gewogen.“Wenn Ursula von der Leyen über ihren amerikanischen Amtskollegen James Mattis spricht, sind die schwärmerischen Untertöne nie zu überhören. In dem knorrigen Ex-General, der in Washington von Kommentatoren zu den letzten „unabhängig denkenden und nicht kompromittierten“Mitgliedern in der Regierung Donald Trumps gezählt wird, sieht die deutsche Verteidigungsministerin einen Garanten der Vernunft und Verlässlichkeit. Sollen aus dem Weißen Haus doch noch so viele TwitterSalven kommen. Man gewöhnt sich langsam daran, solange auf der Ebene eins tiefer nüchtern zusammengearbeitet wird.
Im 18. Monat nach Amtsantritt Trumps hat die öffentlich zelebrierte Herzlichkeit zwischen der CDU-Politikerin und dem stoischen Vier-Sterne-General a. D. einen neuen Höhepunkt erreicht. Als Mattis am Mittwoch im schwül-heiß verregneten Washington Deutschland mit fester Stimme attestierte, bei den Anstrengungen, seinen Militärhaushalt zu erhöhen, „auf dem richtigen Weg“sei, huschte von der Leyen ein ebenso überraschtes wie dankbares Lächeln übers Gesicht. „Es ist gut, Freunde an unserer Seite zu haben wie Sie, Jim“, gab die Ministerin zurück und fügte hinzu, „diese Freundschaft liegt uns sehr am Herzen.“
Was diese „Freundschaft“wert ist, wird sich spätestens in drei Wochen zeigen. Beim NatoGipfel am 11. und 12. Juli in Brüssel will Trump, der das Verteidigungsbündnis anfangs als „obsolet“abkanzelte und dann beidrehte, „Fortschritte“sehen, wie Diplomaten bestätigen. Konkret: mehr Geld für die Gemeinschaftskasse, in die Amerika den Löwenanteil einzahlt.
Deutschland hat 2014 auf dem Gipfel in Wales unterzeichnet, dass sich die Militärausgaben jedes Mitglieds binnen eines Jahrzehnts „in Richtung zwei Prozent“des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts bewegen müssen. Berlin dümpelt von 1,2 Prozent 2017 kommend zurzeit bei rund 1,3 Prozent.
In entschieden kürzeren Begegnungen mit Außenminister Mike Pompeo (20 Minuten) und dem Nationalen Sicherheitsberater John Bolton (45 Minuten), beide einflussreiche Zuflüsterer des US-Präsidenten, wurden die Bemühungen der Deutschen nicht mit Euphorie aufgenommen. „Der Präsident will zwei Prozent“, bekam von der Leyen hier zu hören.