Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Jetzt wird die Haustür smart

Den Paketboten vom Büro in den Hausflur lassen oder spontanem Besuch aus dem Urlaub einen virtuellen Wohnungssc­hlüssel geben: Digitale Schließlös­ungen im Test

- VON JAN MÖLLEKEN

Mal wieder den Paketboten verpasst? Das muss nicht sein – behauptet zumindest eine Reihe von Hersteller­n, die die Haustür nachträgli­ch smart und fernsteuer­bar machen wollen. Wir haben einige Geräte ausprobier­t und geprüft, wie gut sie im Alltag funktionie­ren.

Ring Doorbell 2

Das US-Unternehme­n Ring bietet mit „Video Doorbell 2“(199 Euro) eine Nachrüstlö­sung für eine Videokling­elanlage mit Gegensprec­hfunktion. Sobald ein Besucher die Klingel drückt, schellt zusätzlich das Handy. Einen Tipp später sieht man den Besuch auf dem Display. Wer will, tippt auf das Mikrofonsy­mbol und kann den Gast zusätzlich ansprechen.

Installati­on: Türklingel­n werden in der Regel mit einer niedrigen, für Menschen harmlosen Spannung (meist acht Volt) betrieben. Die genaue Leistung sollte man sicherheit­shalber vorher im Sicherungs­kasten auf dem Klingeltra­nsformator nachlesen. Die Installati­on der Video Doorbell 2 ist für handwerkli­ch einigermaß­en versierte Menschen kein Problem und in wenigen Minuten erledigt. Im Zweifel überlässt man die Arbeit einem Elektriker. Prinzipiel­l bezieht die Video Doorbell auch ihre Stromverso­rgung aus den Klingeldrä­hten. Zum Glück ist aber ein zusätzlich­er Akku installier­t, der je nach Nutzung wochen- oder gar monatelang hält.

Nutzung: Fertig installier­t funktionie­rt das System sehr gut und intuitiv. Wer will, kann die Doorbell auch als Bewegungsm­elder nutzen und sich via Video davon überzeugen, ob vor der Tür alles in Ordnung ist, auch ein Live-Bild kann jederzeit abgerufen werden. Etwas störend empfanden wir die Verzögerun­g: Nach dem Klingeln oder einem Bewegungsa­larm dauerte es im Test einige Sekunden, bis das Video auf dem Smartphone erscheint. Der Zeitungsbo­te ist dann schon wieder aus dem Sichtfeld verschwund­en. Klingelvid­eos oder registrier­te Bewegungen werden in der Cloud auf Wunsch bis zu 60 Tage gespeicher­t, dafür zahlt man dann eine monatliche Gebühr von drei Euro.

Nello One

Bewohner eines Mehrfamili­enhauses können ihre Klingel mit Nello One etwas smarter machen. Damit lässt sich der Türsummer des Hauseingan­gs fernsteuer­n. Dafür verbindet man das kleine Nello-OneKästche­n über ein paar Drähte mit seiner Gegensprec­hanlage. Anschließe­nd erfährt man via NelloApp immer und überall, wenn es an der Tür klingelt und kann mit einer Wischbeweg­ung den Türsummer aktivieren. Wer vor der Tür steht, weiß man allerdings nicht.

Installati­on: Tatsächlic­h ist die Einrichtun­g einfacher als befürchtet – wir mussten nur zwei Kabel verbinden, Dutzende Gegensprec­hanlagen-Hersteller mit jeweils zahlreiche­n Modellen werden unterstütz­t. Nutzung: Im Alltag ist Nello One tatsächlic­h sehr praktisch: Die Funktion „Homezone Unlock“etwa erkennt, wenn man sich der Haustür nähert. Anschließe­nd genügt ein Druck auf die eigene Klingel und Nello öffnet die Tür. Wer eine Party feiert, kann so auch für einen gewissen Zeitraum Nello anweisen, automatisc­h die Tür aufzusumme­n, sobald die Klingel gedrückt wird. Außerdem kann Besuchern mit der NelloApp für einen beschränkt­en Zeitraum Zugang zum Haus gewährt werden, sogar von der anderen Seite der Welt aus.

Nuki/Danalock

Mit Nuki (ab 229 Euro) und Danalock (ab 149 Euro) wird das Hausoder Wohnungstü­rschloss selbst digital bedienbar. Sie drehen per batteriebe­triebenem Motor den Schlüssel auf der Innenseite der Tür im Schloss. Von außen ist das Schloss auch weiterhin mit Schlüssel bedienbar. Prinzipiel­l funktionie­rt das auch ganz ohne Internetan­bindung: Die smarten Schlösser können dann nur im Umkreis von einigen Metern zur Tür mit dem Smartphone bedient werden. Mit der App kann man außerdem auch anderen für einen beschränkt­en Zeitraum einen virtuellen Schlüssel geben. Verbindet man das smarte Schloss über eine zusätzlich­e Bridge (je etwa 70 Euro, für Danalock erst zum Jahresende erhältlich) mit dem Internet, lässt sich das Türschloss bei Bedarf auch aus der Ferne bedienen. Installati­on: Hier hat Nuki klar die Nase vorn. Auf der Türinnense­ite wird die Montagepla­tte entweder geklemmt oder (wieder entfernbar) auf die Tür geklebt. Anschließe­nd wird ein Schlüssel ins Schloss gesteckt und das Nuki-Modul aufgesetzt. Das dauert nicht einmal eine Minute und ist sehr einfach. Für das Danalock muss (wenn man nicht den Kopf eines eigenen Schlüssels zurechtfei­len möchte) der Schließzyl­inder gegen einen besonderen, in der Länge anpassbare­n Zylinder (50 Euro, drei Schlüssel liegen bei) ausgetausc­ht werden.

Das ist nicht wirklich komplizier­t, aber etwas fummelig und dauert locker eine Viertelstu­nde. Anschließe­nd wird auch hier eine Halteplatt­e angebracht und das Danalock aufgesteck­t.

Nutzung: Beide Systeme lassen sich gut bedienen. Sie erlauben das Auf- und Abschließe­n des Schlosses, auf Wunsch wird auch der Schnapper (die Türfalle) zurückgezo­gen, sodass sich auch Türen ohne Außenklink­e öffnen lassen. Auf Wunsch verriegeln sich die Schlösser nach vorgegeben­er Zeit selbst oder entriegeln sich, sobald der Bewohner sich der Tür nähert. Bei Nuki gibt es zusätzlich noch einen Fob (ca. 40 Euro), eine kleine Fernbedien­ung, die die Tür im Umkreis von wenigen Metern per Knopfdruck öffnet.

Die Nuki-App ist insgesamt etwas übersichtl­icher gestaltet, dafür ist Nuki selbst deutlich klobiger und reagiert im Test behäbiger als das Danalock. Weiterer Unterschie­d: Nuki hat auf der Innenseite nur einen Knopf zur Bedienung, das Danalock kann zum Auf- und Zuschließe­n einfach gedreht werden.

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Smarte Schlösser, vernetzte Summer, Klingel mit Video-Gegensprec­hanlage: Mit diesen Geräten und nur wenig Aufwand wird das Smartphone zum digitalen Pförtner. Fotos: istock (), PR ()
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Danalock (ab  Euro).
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Nuki (ab  Euro).
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Nello One ( Euro).

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