Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Jetzt wird die Haustür smart
Den Paketboten vom Büro in den Hausflur lassen oder spontanem Besuch aus dem Urlaub einen virtuellen Wohnungsschlüssel geben: Digitale Schließlösungen im Test
Mal wieder den Paketboten verpasst? Das muss nicht sein – behauptet zumindest eine Reihe von Herstellern, die die Haustür nachträglich smart und fernsteuerbar machen wollen. Wir haben einige Geräte ausprobiert und geprüft, wie gut sie im Alltag funktionieren.
Ring Doorbell 2
Das US-Unternehmen Ring bietet mit „Video Doorbell 2“(199 Euro) eine Nachrüstlösung für eine Videoklingelanlage mit Gegensprechfunktion. Sobald ein Besucher die Klingel drückt, schellt zusätzlich das Handy. Einen Tipp später sieht man den Besuch auf dem Display. Wer will, tippt auf das Mikrofonsymbol und kann den Gast zusätzlich ansprechen.
Installation: Türklingeln werden in der Regel mit einer niedrigen, für Menschen harmlosen Spannung (meist acht Volt) betrieben. Die genaue Leistung sollte man sicherheitshalber vorher im Sicherungskasten auf dem Klingeltransformator nachlesen. Die Installation der Video Doorbell 2 ist für handwerklich einigermaßen versierte Menschen kein Problem und in wenigen Minuten erledigt. Im Zweifel überlässt man die Arbeit einem Elektriker. Prinzipiell bezieht die Video Doorbell auch ihre Stromversorgung aus den Klingeldrähten. Zum Glück ist aber ein zusätzlicher Akku installiert, der je nach Nutzung wochen- oder gar monatelang hält.
Nutzung: Fertig installiert funktioniert das System sehr gut und intuitiv. Wer will, kann die Doorbell auch als Bewegungsmelder nutzen und sich via Video davon überzeugen, ob vor der Tür alles in Ordnung ist, auch ein Live-Bild kann jederzeit abgerufen werden. Etwas störend empfanden wir die Verzögerung: Nach dem Klingeln oder einem Bewegungsalarm dauerte es im Test einige Sekunden, bis das Video auf dem Smartphone erscheint. Der Zeitungsbote ist dann schon wieder aus dem Sichtfeld verschwunden. Klingelvideos oder registrierte Bewegungen werden in der Cloud auf Wunsch bis zu 60 Tage gespeichert, dafür zahlt man dann eine monatliche Gebühr von drei Euro.
Nello One
Bewohner eines Mehrfamilienhauses können ihre Klingel mit Nello One etwas smarter machen. Damit lässt sich der Türsummer des Hauseingangs fernsteuern. Dafür verbindet man das kleine Nello-OneKästchen über ein paar Drähte mit seiner Gegensprechanlage. Anschließend erfährt man via NelloApp immer und überall, wenn es an der Tür klingelt und kann mit einer Wischbewegung den Türsummer aktivieren. Wer vor der Tür steht, weiß man allerdings nicht.
Installation: Tatsächlich ist die Einrichtung einfacher als befürchtet – wir mussten nur zwei Kabel verbinden, Dutzende Gegensprechanlagen-Hersteller mit jeweils zahlreichen Modellen werden unterstützt. Nutzung: Im Alltag ist Nello One tatsächlich sehr praktisch: Die Funktion „Homezone Unlock“etwa erkennt, wenn man sich der Haustür nähert. Anschließend genügt ein Druck auf die eigene Klingel und Nello öffnet die Tür. Wer eine Party feiert, kann so auch für einen gewissen Zeitraum Nello anweisen, automatisch die Tür aufzusummen, sobald die Klingel gedrückt wird. Außerdem kann Besuchern mit der NelloApp für einen beschränkten Zeitraum Zugang zum Haus gewährt werden, sogar von der anderen Seite der Welt aus.
Nuki/Danalock
Mit Nuki (ab 229 Euro) und Danalock (ab 149 Euro) wird das Hausoder Wohnungstürschloss selbst digital bedienbar. Sie drehen per batteriebetriebenem Motor den Schlüssel auf der Innenseite der Tür im Schloss. Von außen ist das Schloss auch weiterhin mit Schlüssel bedienbar. Prinzipiell funktioniert das auch ganz ohne Internetanbindung: Die smarten Schlösser können dann nur im Umkreis von einigen Metern zur Tür mit dem Smartphone bedient werden. Mit der App kann man außerdem auch anderen für einen beschränkten Zeitraum einen virtuellen Schlüssel geben. Verbindet man das smarte Schloss über eine zusätzliche Bridge (je etwa 70 Euro, für Danalock erst zum Jahresende erhältlich) mit dem Internet, lässt sich das Türschloss bei Bedarf auch aus der Ferne bedienen. Installation: Hier hat Nuki klar die Nase vorn. Auf der Türinnenseite wird die Montageplatte entweder geklemmt oder (wieder entfernbar) auf die Tür geklebt. Anschließend wird ein Schlüssel ins Schloss gesteckt und das Nuki-Modul aufgesetzt. Das dauert nicht einmal eine Minute und ist sehr einfach. Für das Danalock muss (wenn man nicht den Kopf eines eigenen Schlüssels zurechtfeilen möchte) der Schließzylinder gegen einen besonderen, in der Länge anpassbaren Zylinder (50 Euro, drei Schlüssel liegen bei) ausgetauscht werden.
Das ist nicht wirklich kompliziert, aber etwas fummelig und dauert locker eine Viertelstunde. Anschließend wird auch hier eine Halteplatte angebracht und das Danalock aufgesteckt.
Nutzung: Beide Systeme lassen sich gut bedienen. Sie erlauben das Auf- und Abschließen des Schlosses, auf Wunsch wird auch der Schnapper (die Türfalle) zurückgezogen, sodass sich auch Türen ohne Außenklinke öffnen lassen. Auf Wunsch verriegeln sich die Schlösser nach vorgegebener Zeit selbst oder entriegeln sich, sobald der Bewohner sich der Tür nähert. Bei Nuki gibt es zusätzlich noch einen Fob (ca. 40 Euro), eine kleine Fernbedienung, die die Tür im Umkreis von wenigen Metern per Knopfdruck öffnet.
Die Nuki-App ist insgesamt etwas übersichtlicher gestaltet, dafür ist Nuki selbst deutlich klobiger und reagiert im Test behäbiger als das Danalock. Weiterer Unterschied: Nuki hat auf der Innenseite nur einen Knopf zur Bedienung, das Danalock kann zum Auf- und Zuschließen einfach gedreht werden.