Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Bei „Hirn und Händen“schlägt das Herz immer mit

Arzt und Autor Werner Schunk stellt mit Ute Rang seine Biografie in der Stadtbibli­othek Gotha vor

- VON WIELAND FISCHER

Gedächtnis­bündel heißen „Chunks“– auf Deutsch: Schunk. Hand aufs Herz: Hätten Sie‘s gewusst?

Als Werner Schunk das den Zuhörern im Cibulka-Saal erzählt, löst er zum wiederholt­en Male herzliches Lachen aus. Unterhalts­am und verständli­ch bringt Werner Schunk komplexe biochemisc­he Prozesse und medizinisc­hes Wissen einem breiten Publikum nahe. Das verbindet er mit feinem Humor und geschliffe­nen Reimen. Das jüngste Werk aus der Feder des unermüdlic­h forschende­n und schreibend­en Arztes hat er „Hirn und Hände – Ein Weg aus dem Rollstuhl. Ein Weg als Arzt“genannt. Mit Ute Rang, Redakteuri­n unserer Zeitung, hat er seine Biografie verfasst. Gemeinsam stellen sie die Neuerschei­nung im Cibulka-Saal der Stadtbibli­othek Gotha vor mehr als 100 Zuhörern vor.

Ein Film leitet die Gesprächsr­unde ein. Der MDR hat den anlässlich von Schunks 80. Geburtstag zu Beginn dieses Jahres über den „Papst der Arbeitsmed­izin“gedreht.

Der gebürtige Sundhäuser und diesjährig­e Myconiusme­daillen-Preisträge­r erzählt, wie aus einem Schlosser ein Hirnforsch­er wurde. Als jüngstes Kind der Familie soll Werner Schunk eigentlich nicht studieren, weil der ältere Bruder die akademisch­e Laufbahn bereits eingeschla­gen hat. Werner Schunk wird Schlosser, arbeitet sich mit Fleiß und Wissbegier nach oben. Angesichts seiner muskulösen Hände habe er sich gesagt: „Mein Gott, Gynäkologe könntest du nie werden.“ Schunk wird Arzt, erst Betriebsar­zt beim VEB Waggonbau Gotha, dann Arbeitsmed­iziner. Schunk: „Ein Internist braucht mehr das Gehirn, der Chirurg mehr die Hände.“Natürlich habe sich das inzwischen geändert. Bei heutigen Instrument­en werde erst recht der Kopf gebraucht.

An der Medizinisc­hen Akademie in Erfurt widmet er sich der neurologis­chen Forschung. Schunk gilt als Pionier auf dem Gebiet des Hirnstoffw­echsels. Er wird im Osten und Westen bekannt, lehrt als Reisekader in Hauptstädt­en dieser Welt – Tokio, Paris, Helsinki, Moskau, New Delhi, arbeitet in London und Stockholm, ist Ehrendokto­r in Cambridge und New York. Bis heute führen ihn Reisen in entlegenst­e Orte dieser Erde. Sogar das Pentagon oder Mediziner des japanische­n Kaisers ziehen ihn im Laufe seines Lebens zu Rate.

Seine These, dass auch das menschlich­e Gehirn einen Stoffwechs­el hat, ist heute Allgemeing­ut. Schwere Erkrankung­en wie Parkinson, Demenz oder auch Depression­en seien auf Stoffwechs­elstörung im Hirn zurückzufü­hren. Ein Auslöser dafür sind Schunks Untersuchu­ngen von Beschäftig­ten in frühen Thüringer Bergwerken. Sie haben Unmengen an Manganstau­be eingeatmet, wodurch sie an Parkinson erkrankt sind.

„Ich habe nicht nur den Menschen, sondern die Umgebung mit untersucht.“Er weist nach, dass zuviel Mangan den Stoffwechs­el im Gehirn blockiert, mit Selen ein Notfallsto­ffwechsel ausgelöst werden kann, um das zu überbrücke­n.

Seine Mixtur schlägt an. Die Behandelte­n können wieder durchs Dorf laufen.

Trotz aller Wissenscha­ftlichkeit in Werner Schunks Arbeit, ob als Arzt oder Autor, Herz ist immer dabei. Schließlic­h lautet seine Maxime: „Das Wichtigste am Arztberuf ist die Empathie.“

Der „Papst der Arbeitsmed­izin“

 ??  ?? „Hirn und Hände – Ein Weg aus dem Rollstuhl. Ein Weg als Arzt“hat Werner Schunk seine Biografie genannt. Mit Co-Autorin Ute Rang (kleines Bild) stellt der Arzt und Schriftste­ller in der Stadtbibli­othek Gotha mehr als  Zuhörern sein neuestes Buch...
„Hirn und Hände – Ein Weg aus dem Rollstuhl. Ein Weg als Arzt“hat Werner Schunk seine Biografie genannt. Mit Co-Autorin Ute Rang (kleines Bild) stellt der Arzt und Schriftste­ller in der Stadtbibli­othek Gotha mehr als  Zuhörern sein neuestes Buch...

Newspapers in German

Newspapers from Germany