Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Der Sonne entgegen
Wir kennen das doch alle: Fühlen wir uns in der Unterkunft wohl, ist der Urlaub gerettet. Kommen dann noch Wärme, Licht und Wasser hinzu, wollen wir meist gar nicht mehr nach Hause. Daher können wir die deutschen Spieler schon verstehen, dass sie ihren Aufenthalt in Sotschi derzeit so sehr genießen. Sandstrand und Palmen statt Wald und Plattenbau wie in der Einöde von Watutinki.
Mittlerweile ist es auch kein Geheimnis mehr, dass der Genussmensch Löw das WMQuartier lieber am Schwarzen Meer aufgeschlagen hätte, sich aber dem Pragmatiker Bierhoff zähneknirschend beugen musste. Für den Manager wogen die logistischen Vorteile nahe Moskaus schwerer als der Wohlfühlfaktor seiner Belegschaft. Und diese Sichtweise verteidigt er verständlicherweise vehement.
Nun ist das DFBTeam gewiss nicht zum Entspannen in Russland. Der Auftrag lautet: Titelverteidigung. Und das ist harte Arbeit. Doch die geht ja auch uns leichter von der Hand, oder im Falle der balltretenden Zunft: vom Fuß, wenn das Klima stimmt. Wenn gute Laune herrscht und die Freude am Job den Stress überlagert.
Im Falle der Deutschen kommen noch die guten Erinnerungen an den Confederations Cup hinzu. Im vergangenen Jahr hatten die jungen Wilden – auch beflügelt durch die Sonne von Sotschi – die ganze FußballWelt verzückt. Die Konkurrenz blickte beinahe neidisch auf das Reservoir an Talenten.
Dass von denen nur ein paar bei der WM dabei sind, darf morgen auf dem Platz ebenso wenig eine Rolle spielen wie der Luxusfaktor der Herberge. Doch vielleicht steht – sollte es gut gehen gegen Schweden – trotzdem noch einmal ein Umzug an. Am Geld würde es sicher nicht scheitern.