Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Nicht alles so negativ sehen
Das ist schon ziemlich extrem. Vor vier Jahren ist die deutsche Mannschaft Weltmeister geworden und über alle Maßen gelobt worden. Jetzt wird auf sie nach einer Niederlage eingedroschen. Das empfinde ich als genauso unfair wie die Überbewertung zuvor. Alle anderen Teams haben aufgeholt. Die Qualität hat enorm zugenommen. Und Mexiko ist eine starke Mannschaft.
Natürlich ist das DFBTeam schlecht gestartet. Aber es ist genügend Qualität vorhanden, um gegen Schweden und Südkorea zu bestehen und das Blatt in der Vorrunde zu wenden. Die Niederlage war ein rechtzeitiger Weckruf. Die Spieler sollten jetzt auch nicht so fertig gemacht werden, wie das einige ExNationalspieler wie Stefan Effenberg oder Mario Basler tun. Durch die neuen Medien kann jetzt jeder seinen Senf dazugeben. Die Mannschaft muss in Ruhe weiterarbeiten dürfen.
Abstellen müssen die Deutschen vor allem die taktischen Fehler aus der Partie gegen Mexiko. Sie haben einfach zu offensiv gespielt, besonders auf den Außenbahnen. Und manch ein Spieler war auch noch nicht in Topform. Das kann aber vielleicht im Spiel am Samstag gegen Schweden schon ganz anders aussehen. Man darf nicht alles so negativ sehen, ich bin eher positiv eingestellt.
Die Schweden haben zwar in der Qualifikation bewiesen, dass sie sehr kompakt stehen können. Das kommt ihnen nun entgegen, weil gegen Deutschland im Prinzip ja ein Unentschieden reicht. Aber die deutsche Mannschaft hat genügend gestandene Spieler wie Boateng, Hummels, Kroos oder Müller. Die müssten erfahren genug sein und die nötige Klasse haben, um doch noch ins Achtelfinale einzuziehen.
Harald Irmscher (72), der vor allem für den FC Carl Zeiss Jena stürmte, bestritt für die DDR 41 ALänderspiele (vier Tore). Er gewann 1972 OlympiaBronze und nahm an der WM 1974 teil. Heute ist er CoTrainer der syrischen Nationalmannschaft.