Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Kroatien demütigt Argentinien
Gruppe D :Durch die 0:3Niederlage steht das Team um Superstar Messi bereits vor dem WMAus
NISCHNI NOWGOROD. Zwei Stunden vor Spielbeginn zog Argentinien seinen letzten Trumpf. Antonella Roccuzzo schickte ein Foto des kleinen Ciro in die Welt. Im blau-weißen Trikot, natürlich. Drei Monate ist er alt, der jüngste Spross von Lionel Messi, und nach allen Vorwürfen und Beschwörungen, nach allem Chaos und allem Pathos der argentinischen WM-Unternehmung, sollte seine Unschuld wohl so etwas wie die letzte Hoffnung symbolisieren. Dass Argentinien und Messi doch noch das sind, was sie sein müssten: eine große Mannschaft und ein außergewöhnlicher Spieler.
Doch Argentinien ist keine große Mannschaft mehr. Argentinien schied gestern schon fast aus der WM aus. Es tat es mit einem Messi, der dieses Turnier zu seinem machen wollte. Aber der gegen Kroatien nur ein sehr gewöhnlicher Spieler war. Ohne relevanten Beitrag des fünfmaligen Weltfußballers und durch Tore von Ante Rebic, Luka Modric und Ivan Rakitic unterlag der zweimalige Weltmeister mit 0:3 (0:0) den Europäern, die damit für das Achtelfinale qualifiziert sind. Nur wenn Nigeria heute gegen Island gewinnt, kann Argentinien noch aus eigener Kraft dasselbe schaffen.
Wenn man so will, führte einem das entscheidende Tor den ganzen Verfall des argentinischen Fußballs vor Augen. Nach einem weiten Schlag nach vorn, einem Kopfballabpraller, und einem Rückpass, wollte Willy Caballero über Rebic zu Gabriel Mercado chippen. Er hätte seine Grenzen kennen sollen. Cabellero, ein ordentlicher Torhüter auf der Linie, ist am Ball ein Keeper aus vormodernen Zeiten. So wie Argentinien auch in Abwehr und Mittelfeld den Anschluss an das zeitgenössische Spiel verpasst hat. Caballeros Chip also fiel kerzengerade herunter wie ein lebloses Herbstblatt – genau zu Rebic. Mit einem satten Volleyschuss vollstreckte der Frankfurter DFB-Pokalheld gekonnt (53.).
Es war früh ein Match nach dem Geschmack der Kroaten. Zerfahren, mit viel Testosteron. Bisweilen wurde mehr getreten und sich gewälzt als Fußball gespielt. Nach dem Führungstreffer hatten die Kroaten in der Schlussphase leichtes Spiel. Luka Modric täuschte einmal nach links an, wackelte einmal nach rechts und setzte dann einen unhaltbaren Schuss ins rechte untere Eck (80). Und als alles längst entschieden war, staubte Rakitic in der Nachspielzeit noch zum 3:0. Am Ende war es eine historische Demontage.