Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Darauf ein Wasser
Die Gesetzmäßigkeiten der freien Marktwirtschaft dürften eigentlich hinlänglich bekannt sein. Wer das Prinzip von Angebot und Nachfrage mal veranschaulicht haben möchte, dem sei eine Reise nach Russland zu Zeiten der Weltmeisterschaft angeraten.
Die Termine des Turniers sind lange bekannt, waren aber offenbar noch nicht in jedem Beherbergungsbetrieb angekommen. Das gebuchte Hotel des Kollegen erwies sich als geradezu schnäppchenhaft. Gute Lage, unter 100 Euro die Nacht. Gebucht. Für die Dauer der WM. Feine Sache.
Bis, ja bis offenbar dem Hotel auffiel, dass da diese Weltmeisterschaftssache laufen würde. Vier Tage vor Antritt der Reise ereilte den potenziellen Gast ein Schreiben: Das Hotel habe geschlossen. Im Juni und im Juli. Täte ihnen leid. Könne man aber leider jetzt auch nichts machen. Vielen Dank fürs Verständnis, alles Gute und bis zum nächsten Mal. Wenn es sich nicht um ein schreckliches Missverständnis handelt, dann sind aber sehr wohl Zimmer buchbar in besagtem Hotel. Im Juni und auch im Juli. Kostenpunkt: rund 500 Euro die Nacht.
Ein durchaus kreativer Umgang mit der Preisgestaltung mag Teil der Wirtschaft sein. Aber: In der Schankwirtschaft hört der Spaß aber wirklich auf.
Eine Runde ist eine Runde. Drei Wasser also. Genauer gesagt: drei Runden mit jeweils drei Wassern (oder Wässern?). Dann vielleicht doch drei Biere, weil wir uns da in der Mehrzahl sicherer bewegen. Und nur deshalb. Also drei Runden mit drei Bieren. Aber nur kleine bitte.
Runde eins schlägt mit 500 Rubel (oder Rubeln?) zu Buche. Knappe sieben Euro umgerechnet. Guter Preis. Kann man nix sagen. Runde zwei eine halbe Stunde später kostet dann schon 700 Rubel. Und gar nicht viel später kosten die gleichen Getränke (ich lege mich fest: Wasser!) in der gleichen Stadt im gleichen Lokal mit der gleichen Bedienung stolze 900 Rubel.
Von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft. Wirklich eine gute Errungenschaft. Meistens. Darauf ein Wasser im Hotel.