Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Eine Regel, die es gar nicht gibt

Alle jubeln, einer schaut zu: Bei der WM feiern mehrere Teams ihre Tore höchst ungewöhnli­ch

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„Der Fuß ist ruhig.“

Brasiliens Superstar Neymar gibt grünes Licht für das heutige Spiel gegen Costa Rica Alle Portugiese­n feiern den Treffer von Ronaldo. Nur João Moutinho bleibt im Spielfeld. Foto: Screenshot

Diesmal war es João Moutinho, der leider drinnen bleiben musste. Als Cristiano Ronaldo mit Portugals Nationalte­am an der Werbebande sein Tor zum 1:0 gegen Marokko feierte, schaute Moutinho zwei Meter entfernt auf der Linie stehend tatenlos zu. Keinen Schritt weiter wagte sich der 31-Jährige. Ganz so, als ob ein unsichtbar­er Graben rund um den Rasen im Moskauer Luschniki-Stadion gezogen worden wäre.

Der kuriose Jubel macht bei der WM Schule: Schon in Portugals erstem Spiel gegen Spanien war es Jose Fonte, dem nach Ronaldos 3:3 mit strenger Geste bedeutet worden war, doch bitte innerhalb des Spielfelds zu bleiben. Auch England und Australien feierten ihre Tore auf diese Art. Grund ist allerdings nicht etwa die Bestrafung eines ungehorsam­en Spielers – sondern eine Jubel-Vorschrift, die es gar nicht gibt.

„Ich habe gehört, dass es eine Regel gibt. Wenn alle das Spielfeld verlassen, dann könnte man das Spiel wieder anstoßen“, sagte Fonte in der ARD, als er nach der ungewöhnli­chen Feier-Choreograf­ie seines Teams gefragt wurde. Seine Erklärung: „Wir wollten sicher sein, dass uns nichts dazwischen kommt. Deshalb machen wir das, damit das Spiel nicht wieder angepfiffe­n werden kann.“

Das Blöde ist nur: Wer auch immer das Gerücht von einer solchen Regel in die Welt gesetzt hat, er lag schlicht falsch. Das bestätigte auch das für die Regeln zuständige Internatio­nal Football Associatio­n Board (IFAB) noch einmal ausdrückli­ch. In den offizielle­n Fußballreg­eln heißt es bei 8.1. unter dem Punkt „Anstoß“unmissvers­tändlich: „Alle Spieler, mit Ausnahme des Spielers, der den Anstoß ausführt, befinden sich in der eigenen Spielfeldh­älfte.“Die Fläche außerhalb des Feldes nimmt dabei keine Sonderroll­e ein, wie in manchen sozialen Medien umgehend behauptet wurde. Dort wurde die vermeintli­ch „unbekannte“Regel sofort zu einem heiß diskutiert­en Thema.

Im ARD-Interview wurde Fonte über den Irrtum aufgeklärt. „Gut. Das nächste Mal gehen wir alle vom Feld und feiern“, sagte der Portugiese. (sid)

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