Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Jelängerjelieber
Als Überschrift für das heutige Wort zum Sonntag habe ich den Namen einer Blume gewählt. Jelängerjelieber wird in der Fachsprache der Gärtner auch echtes Geißblatt genannt.
Zurzeit steht es in vielen Gärten in voller Blütenpracht. In den lauen Sommernächten und vor allem bei Einbruch der Dunkelheit verbreitet es einen intensiven Duft.
Jelängerjelieber kann uns mit seiner duftenden Blütenfülle in den Abendstunden an eine, uns wohl allen vertraute, Erfahrung des Sommers erinnern. Je länger wir in den lauen Abendstunden des Sommers im Garten sitzen können, umso lieber. Je länger wir sitzen, umso gemütlicher und entspannter kann es werden. Es ist ein klein wenig wie Urlaub und Sommer.
Dazu haben wir an diesem Wochenende die beste Gelegenheit. Im Umkreis des 21. Juni gibt es die längsten Tage des Jahres. Am Sonntag, 24. Juni, feiern die Christen den Geburtstag Johannes des Täufers. Mit dem Johannestag verbinden sich viele Bräuche und Traditionen, die mit auch dem Fest der Sonnenwende in Verbindung gebracht wurden.
Der Geburtstag Johannes des Täufers wurde sechs Monate vor dem Geburtsfest Jesu gefeiert, so wie es die biblischen Schriften überliefert haben. Beide Geburtstage wurden bewusst mit den Sonnenwendfesten in Verbindung gebracht.
Einmal, um viele heidnische Bräuche aufzuheben. Dies gelang sehr selten. Die Johannesfeuer in unserer Zeit haben dort ihren Ursprung. Zum anderen sollte deutlich gemacht werden, dass mit der Geburt Jesu die eigentliche Sonne in die Welt gekommen ist.
Brauchtum aus alter Zeit ist auch heute noch bekannt und erfreut sich großer Beliebtheit. Oft wissen wir gar nicht mehr, warum wir vieles in dieser Art und Weise feiern.
An diesem Wochenende haben wir viele Gelegenheiten, neben dem Fußballspielen, auch anderswo Freude zu erleben. Vielleicht ist es ja auch nur ein langer Abend im Garten, im Genießen der Vielfalt der Blumen und Düfte, ein Ausruhen und Aufatmen in der Natur.
Je länger, je lieber – genießen wir die schönen Sommerabende und vergessen wir dabei nicht, dass Gott uns in der Schönheit der Natur seine besondere Nähe und Liebe schenken möchte.
Talita Hollmann ist Gemeindereferentin in der Bonifatiuskirche in Gotha.