Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Deutsche Elf muss noch an Standards feilen

Die Weltmeiste­rschaft ist bisher das Turnier der Freistöße und Eckstöße. Auch die Schweden beherrsche­n sie

- VON DANIEL BERG

Ein bisschen beeindruck­t wirkt Joachim Löw schon. „Kein Zweifel“, sagt der Bundestrai­ner, „Schweden verteidigt super, absolut. Da fühlen sie sich wohl, sie wollen gerne verteidige­n, das tun sie mit Hingabe und sowas von geordnet.“Das ist er, der Gegner, der sich den Deutschen am Samstag in den Weg stellt, wenn Tore her müssen, um ein Vorrunden-Aus des Weltmeiste­rs zu verhindern. Wenn Tore her müssen, die der Nationalma­nnschaft zuletzt nicht leicht fielen.

Ein Ausweg aus diesem Dilemma können immer auch Standardsi­tuationen sein: Freistöße und Eckstöße, die ohne Gegnerdruc­k vor das Tor geflankt werden dürfen. Ein gestalteri­sches Element. Auf dem Weg zum Titel vor vier Jahren entstand ein Drittel der deutschen Tore aus diesen Momenten. Miroslav Klose wendete mit seinem Tor die Vorrundenn­iederlage gegen Ghana ab. Mats Hummels entschied das Viertelfin­ale gegen Frankreich mit seinem Kopfballtr­effer. Benedikt Höwedes hätte um ein Haar im Finale gegen Argentinie­n den goldenen Treffer erzielt. Alles passiert nach Ecken. Ähnlich beeindruck­end geriet die deutsche Quote bei der EM 2016.

„Bisher sind die Spiele auf keinem besonders hohen Niveau. Das ist eine WM der Hingabe und Leidenscha­ft. Die Mannschaft­en verteidige­n mit allem was sie haben“, diagnostiz­iert Löw. Deshalb ist es bislang das Turnier der Standards. Mehr als die Hälfte aller Treffer in Russland fiel nach ruhenden Bällen.

„Aus Standards kann man viel machen“, sagt Löw: „Das war Thema in Besprechun­gen und auf dem Platz.“Doch des Bundestrai­ners Zuneigung für diese Art der Torvorbere­itung ist nicht allzu innig. Der Fußball-Ästhet feilt lieber am Zusammensp­iel seiner Mannschaft, um Tore aus dem Spiel heraus zu erzielen. Entspreche­nd waren die Trainingsz­eiten auch dieses Mal in der Vorbereitu­ng auf das Turnier verteilt. Standards wurden nachrangig behandelt.

Doch Vorsicht: Was vorn den entscheide­nden Siegtreffe­r herbeihebe­ln kann, vermag hinten zum Verhängnis zu werden. Nationalma­nnschaftsd­irektor Oliver Bierhoff hält die Skandinavi­er für gefährlich, denn sie haben „bei Standardsi­tuationen Spieler, die uns wehtun können“. Löw weiß das auch. Auch er wittert offenbar eher Gefahr als Chance. „Wir brauchen Samstag Spieler, die im Luftkampf stark sind. Die Schweden sind bei Standards gut.“ Was machen wir? Draxler und Kroos. (v.l.) Özil, Foto: dpa

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