Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Die unbekannte

Russland ist Gastgeber der Fußball-WM. Und trotz etlicher hochkaräti­ger kulturelle­r Sehenswürd­igkeiten ist es als Reiseziel für viele noch immer ein weißer Fleck auf der Landkarte

- Von Claas Greite

Während der Fußballwel­tmeistersc­haft steht Russland im Fokus. Als Urlaubszie­l allerdings wurde es von den Deutschen bisher kaum bevorzugt. Nur rund eine halbe Million Bundesbürg­er reisten nach Zahlen des Deutschen Reiseverba­ndes (DRV) 2017 in das Land – darunter viele Geschäftsl­eute. Zum Vergleich: Nach Italien fuhren rund 11,5 Millionen Deutsche.

„Moskau ist mit dem Flugzeug genauso weit entfernt wie Mallorca. Aber die Distanz ist für die meisten Deutschen im Kopf viel größer“, sagt Jochen Szech, Geschäftsf­ührer von Go East. Das Unternehme­n organisier­t seit knapp 30 Jahren Reisen nach Russland. Szech legt jedem ans Herz, einmal hinzureise­n: „Das Land ist eine Schatzkamm­er. Es ist in seinen Städten unglaublic­h reich an Kultur, hat aber auch ebenso tolle Landschaft­en zu bieten.“

Wer noch nie in Russland war, sollte zunächst nach Moskau und Sankt Petersburg fahren.

Beliebt: Flusskreuz­fahrten von Sankt Petersburg nach Moskau

Szech rät, mit Russlands zweitgrößt­er Stadt anzufangen: „Sankt Petersburg ist europäisch­er als Moskau, auch entspannte­r.“

Die Sankt Petersburg­er Innenstadt ist Unesco-Weltkultur­erbe und bietet neben Eremitage und Kunstkamme­r viele sehenswert­e Orte. Er empfiehlt, auch die sehr lebendige bunte Kneipensze­ne kennenzule­rnen. Bei der Wahl der Unterkunft sollte man sich für eines der „vielen kleinen Hostels in alten Wohnhäuser­n“entscheide­n.

Russlands Hauptstadt Moskau hat 11,5 Millionen Einwohner. Sie ist reich an kulturelle­n Sehenswürd­igkeiten. Kreml und Roter Platz sind Unesco-Welterbe. Szech rät auch dazu, das Lenin-Mausoleum und das Kaufhaus Gum anzusehen sowie viel mit der Metro zu fahren – allein schon der palastähnl­ich gestaltete­n Stationen wegen.

Moskaubesu­cher sollten zumindest einen Tag für den „Goldenen Ring“einplanen – das sind mehrere altrussisc­he Städte in der Nähe der Hauptstadt, darunter etwa Sergijew Possad mit seinem historisch­en Kloster. Nicht ganz so bekannt, aber ebenso sehenswert ist laut Holger Schneider vom Berliner Reisebüro Sputnik Travel der „Silberne Ring“bei Sankt Petersburg, zu dem etwa die ehemalige Hanse-Partnersta­dt Weliki Nowgorod gehört. Die beiden Metropolen sind drei Zugstunden voneinande­r entfernt – vorausgese­tzt man nimmt den modernen Schnellzug Sapsan. Eine weitere Art, von einer Metropole in die andere zu reisen, ist eine Kreuzfahrt auf der Wolga und anderen Flüssen.

Ebenfalls sehr beliebt bei ausländisc­hen Besuchern ist die Transsibir­ische Eisenbahn (Transsib), die Moskau mit Wladiwosto­k verbindet. Es gibt Fahrten für Touristen und reguläre Linienfahr­ten – Szech empfiehlt, die zweite Kategorie zu buchen. „Unterwegs sein im Zug ist eine gute Methode, Russen kennenzule­rnen“, sagt er. Nicole Rhode, die in Moskau lebt und für den Deutschen Akademisch­en Austauschd­ienst (DAAD) arbeitet, ergänzt: „Wenn man offen genug ist, wird man sicher zu Wodka, Bier, getrocknet­em

Fisch und eingelegte­n Gurken eingeladen.“

An der Transsib-Strecke rund 5000 Kilometer östlich von Moskau liegt der Baikalsee, der tiefste Süßwassers­ee der Welt. Viele Reiseveran­stalter haben ihn im Programm. „Touristisc­h erschlosse­n ist die Region im Süden um die Stadt Irkutsk sowie die Insel Olchon“, sagt Holger Schneider. Zum Baden eignet sich der See aber nicht – das glasklare Wasser erreicht auch im Sommer nur Temperatur­en um die vier Grad.

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