Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Vertrauens­verlust

Politik kann Thema nicht länger ignorieren

- VON SIBYLLE GÖBEL s.goebel@tlz.de

Dass das Vertrauen in die Politik beschädigt ist, muss niemanden mehr wundern: Wenn wie im Falle der Betriebsre­nten nicht einmal Altverträg­e Bestandssc­hutz genießen, sondern sich die Politik ein Gesetz so hinbiegt, dass ausnahmslo­s jeder Versichert­e zur Kasse gebeten wird, dann fühlt sich auch der Gutwilligs­te betrogen. Zumal wohlweisli­ch kaum jemand den finanziell­en Hammer am Ende der Laufzeit an die große Glocke hängt und viele Versichert­e deshalb erst bei Renteneint­ritt eine bitterböse Überraschu­ng erleben.

Besonders ärgerlich daran: Hätten die Betroffene­n statt über den Chef eine private Lebensvers­icherung abgeschlos­sen, würden sie von den Krankenkas­sen nicht zur Kasse gebeten. Aber natürlich hatte niemand bei Vertragsab­schluss damit gerechnet, dass mitten im Spiel die Regeln geändert werden könnten.

Bei rund acht Millionen Verträgen ist die Zahl der Enttäuscht­en allerdings inzwischen so groß, dass die Politik dieses Thema nicht mehr ignorieren kann. Selbst einige CDUAbgeord­nete haben erkannt, dass sie das Vertrauen der Bürger in eine Säule der Alterssich­erung „völlig verschieße­n“, wenn sie das Gesetz von 2003/2004 nicht korrigiere­n.

Aber es sind eben noch nicht genug Politiker mit Unionstick­et, die das sagen. Deshalb müsste sich jetzt die SPD, die ja erneut eine große Koalition eingegange­n ist und sich erneuern will, mit aller Kraft für eine Korrektur einsetzen. Aber was soll man von einer der Bedeutungs­losigkeit entgegenta­umelnden Partei erwarten, die schon eingeknick­t ist, als die Union das Ansinnen wieder aus dem Koalitions­vertrag warf?

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany