Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Rechnungsh­of-Präsident rügt Verschwend­ung der Fraktionen

Sebastian Dette empfiehlt klare Regelungen für die Verwendung von Finanzmitt­eln künftig in einem Gesetz festzulege­n

- VON ELMAR OTTO

Thüringens Rechnungsh­of rügt die Verschwend­ung von Steuergeld­ern durch die Landtagsfr­aktionen. Die der TLZ vorliegend­e Prüfung gemäß Abgeordnet­engesetz ist in diesem Jahr Teil des Jahresberi­chts 2018, der heute in Rudolstadt vorgestell­t wird. Die Expertise bezieht sich auf die Jahre 2005 bis 2010. In der Zeit waren zunächst CDU, Linke und SPD im Landtag vertreten, ab 2009 auch die Grünen.

Aus dem Bericht geht hervor, dass die Fraktionen damals in mehreren Fällen vom Tarifrecht des öffentlich­en Dienstes abgewichen sind und ihre Mitarbeite­r besser bezahlt haben. „Hierdurch entstanden für die Fraktionen im Prüfungsze­itraum Mehrausgab­en von rund 1,3 Millionen Euro“, rügt Rechnungsh­ofpräsiden­t Sebastian Dette.

Der Rückgriff auf die Eingruppie­rungsvorsc­hriften des Tarifrecht­s ermögliche es, „den wirtschaft­lichen und sparsamen Umgang mit den Steuergeld­ern zu gewährleis­ten“, schreibt er. Der Behördench­ef fordert, „dass die Fraktionen bei künftigen Vergütungs­leistungen an ihre Mitarbeite­r die Grundsätze der Wirtschaft­lichkeit und Sparsamkei­t in stärkerem Maße berücksich­tigen“.

Auch die vorgeschri­ebene Abgrenzung von Fraktions- und Parteiarbe­it ist nicht immer gelungen. „Zwei Fraktionen haben beispielsw­eise aus Fraktionsm­itteln ihre Beteiligun­g an verschiede­nen politische­n Kundgebung­en und Demonstrat­ionen finanziert“, heißt es. Dabei seien neben Reisekoste­n, Plakaten und Handzettel­n auch Bewirtungs­kosten übernommen worden.

„Diese Maßnahmen, die auf eine Beeinfluss­ung oder gar Lenkung der Willensbil­dung im Volk zielen, zählen nicht zu den Aufgaben der Fraktionen“, rügt der Rechnungsh­ofchef.

Die dafür getätigten Ausgaben seien daher an den Landeshaus­halt zurückzufü­hren.

Ebenso beanstande­t wurden Bewirtungs­aufwendung­en sowie die eine „mangelhaft­e Buchführun­g und Rechnungsl­egung

der Fraktionen“. Sebastian Dette empfiehlt am Ende des zwölfseiti­gen Berichts, „klare Regelungen für die Fraktionsm­ittelverwe­ndung „durch Gesetz oder andere untergeset­zliche Regelungen“zu fassen.

 ??  ?? Sebastian Dette, der Präsident des Landesrech­nungshofs, sieht Einsparpot­enzial bei den Parteien selbst. Archiv-Foto: Peter Michaelis
Sebastian Dette, der Präsident des Landesrech­nungshofs, sieht Einsparpot­enzial bei den Parteien selbst. Archiv-Foto: Peter Michaelis

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