Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Der nächste „Brustlöser“?

- VON MARCO ALLES

Mit dem letzten Torschuss hat Deutschlan­d das erste VorrundenA­us bei einer FußballWM verhindert. Allein dieser Fakt umreißt die Dimension dieses zweiten Gruppenspi­els und erklärt auch die überschäum­enden Emotionen nach dem Abpfiff. Manche Gesten und Worte gegenüber der schwedisch­en Bank waren gewiss überflüssi­g, können im Eifer des Gefechts aber passieren. Der Mannschaft grundsätzl­ich Respektlos­igkeit zu unterstell­en, ist lächerlich. Zur Erinnerung: Es gibt kein besseres Beispiel für Empathie, als den deutschen Umgang mit den Brasiliane­rn beim legendären 7:1 vor vier Jahren.

Die Hoffnung auf den erneuten sportliche­n Triumphzug lebt wieder. Denn die Vergangenh­eit hat bewiesen, dass es häufig eines solchen „Brustlöser­s“bedurfte, bevor das Team durchstart­ete: 2006 nahm das Sommermärc­hen erst nach Neuvilles 1:0 in der Nachspielz­eit gegen Polen seinen Anfang. 2014 war es der Willenstes­t in der Verlängeru­ng gegen Algerien, der den Weg zum Titel ebnete.

Neben Kroos‘ Schlenzer war diesmal vor allem die Einsicht von Löw entscheide­nd. Früher oft stur an Plan und Personal festhalten­d, verzichtet­e er auf seine Lieblingss­chüler Khedira und Özil. Wie die taktischen Umstellung­en in der zweiten Halbzeit erwies sich das als richtiger Schachzug – und leitet womöglich den Generation­swechsel innerhalb des Teams ein.

Natürlich muss das nicht heißen, dass die bisherigen Platzhirsc­he jetzt für das gesamte Turnier außen vor sind. Doch ihre nicht immer nachzuvoll­ziehende Stammplatz­Garantie ist vorüber. Andere besetzen nun die Hauptrolle­n; machen die Mannschaft unberechen­barer – und dadurch besser.

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