Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Reisen mit Hindernissen
Wenn die eigenen Künste auf dem Rasen schon nicht für eine Profikarriere gereicht haben, dann kann man ja immer noch darüber schreiben. Sportjournalist bei einer WM? Ein Traumjob! Man schaut den ganzen Tag Fußball, feiert mit Fans und wird dafür auch noch gut bezahlt.
So ist zumindest die Theorie. Die Praxis sieht nur ein klitzekleines bisschen anders aus. Beispiel gefällig? Meine erneute Tour nach Rostow amDon,um Mexiko gegen Südkorea zu gucken. Kurze Erinnerung an meine letzte Reise dorthin: Nach zwei Nächten ohne Schlaf den Anschlussflug nach Nischni Nowgorod (und somit das Spiel zwischen Schweden und Südkorea) verpasst. Und diesmal?
Los ging es in Sotschi in der Nacht zum Samstag 3 Uhr morgens. Mit dem Taxi zum Flughafen. Abflug um 4.30 Uhr nach Moskau, umsteigen und den Anschlussflieger um 9.30 Uhr nach Rostow nehmen. Bis hierhin klappt alles einwandfrei. Doch dann fingen die Probleme an.
Im Flieger sind rund 200 erwartungsfreudige, gut gelaunte und laute Mexikaner – bis wir plötzlich (natürlich ohne Erklärung) auf dem Rollfeld stehen bleiben. Eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden. Laut und erwartungsfreudig sind die Mexikaner dann noch immer, aber nicht mehr ganz so gut gelaunt. Nach vier Stunden geht es aber weiter.
In Rostow angekommen, erfährt man, dass der gesamte Flughafen nur 25 (!) Schließfächer hat, die – welch Überraschung – alle besetzt sind. Also mit dem überdimensionalen Koffer ins Stadion hetzen, um noch pünktlich zum Anpfiff zu kommen. Nach einem unspektakulären Spiel die nächste Nachricht: Der Rückflug nach Moskau wurde von 1 Uhr morgens auf 4 Uhr verlegt. Herzlichen Glückwunsch! Am Ende geht der Flieger um 4.30 Uhr, kommt um 5.55 Uhr an – und um Punkt 8 Uhr ist man dann auch schon im Hotel. Dort heißt es: Sorry, ihr Zimmer ist erst in einer knappen Stunde fertig.
Und? Traumjob Sportjournalist bei einer Weltmeisterschaft? Selbstverständlich! Wer was anderes behauptet, der lügt.