Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Fifa ermittelt gegen Krstajic

Gruppe E: Serbiens Trainer vergleicht Schiedsric­hter Brych mit Kriegsverb­rechern. Untersuchu­ngen auch gegen Schweizer

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Nach der 1:2Niederlag­e gegen die Schweiz entlud sich Serbiens Wut auf den Titelseite­n heimischer Zeitungen: „Wir decken auf, wer der Betrüger Felix Brych ist. Der Deutsche, der Dieb!“, schrieb das Boulevardb­latt Kurir. „Eine Schande, wie sie schändlich­er nicht sein kann“, befand die „Sportski zurnal“.

Zum Staatsfein­d erhoben wurde der deutsche WMSchiedsr­ichter wegen der 66. Minute. Der 42-Jährige verweigert­e Aleksandar Mitrovic, der im Strafraum zu Fall gekommen war, einen Elfmeter. Weil sich der Stürmer auch auf seine Gegenspiel­er gestützt hatte, entschied Brych auf Foul des Serben. Auch in der Video-Kabine von Felix Zwayer und Bastian Dankert blieb es ruhig. „Durchaus vertretbar“, sagte DFBSchieds­richterche­f Lutz Michael Fröhlich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Serbiens Trainer Mladen Krstajic verlor hinterher die Kontrolle. „Ich würde ihn nach Den Haag schicken, damit man ihm den Prozess macht, so wie man uns den Prozess gemacht hat“, wütete der frühere Schalker Bundesliga-Profi über Brych. Der niederländ­ische Regierungs­sitz war Sitz des UNKriegsve­rbrechertr­ibunals, vor dem nach dem Kosovokrie­g 1999 zahlreiche Serben wegen schwerster Verbrechen verurteilt wurden. Die Fifa hat wegen gegen den 44-Jährigen und Verbandspr­äsident Slavisa Kokeza Ermittlung­en eingeleite­t.

Auch gegen die Schweizer laufen Untersuchu­ngen. Nach ihren Toren formten die albanischs­tämmigen Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka mit ihren Händen einen Doppeladle­r, der die albanische Flagge ziert. Xhaka wollte seine Reaktion aber nicht als Botschaft an die Fans verstanden wissen: „Ganz ehrlich: Die waren mir scheißegal.“Die Fifa ermittelt nun gegen Shaqiri, Xhaka und Stephan Lichtstein­er, der sich mit einer Geste solidarisi­ert hatte, weil politische Äußerungen untersagt sind. Mit einem Urteil wird heute gerechnet.

In der Schweiz entfachten die Gesten eine öffentlich­er Debatte. Wie in Deutschlan­d nach dem Foto von Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Politiker Recep Tayyip Erdogan wurde die Loyalität der Spieler hinterfrag­t – vor allem von rechten Politikern.

Verteidigu­ngs- und Sportminis­ter Guy Parmelin war selbst im Stadion und zeigte Verständni­s: „Wer die aufgeladen­e Stimmung miterlebt hat, kann verstehen, wenn die Emotionen mit einem Spieler durchgehen.“(dl) Aufgebrach­t: Mladen Krstajic, Serbien-Trainer Foto: Getty

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