Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Formel 1:Vettel verliert die WM-Führung nach Unfall

Der FerrariPil­ot wird nach Zusammenst­oß mit MercedesFa­hrer Bottas nur Fünfter. Hamilton siegt in Frankreich

- VON ELMAR BRÜMMER

Das lange Warten auf den neuen Antriebsst­rang hat sich für Formel-1Weltmeist­er Lewis Hamilton gelohnt. Dank frischer Power war er die einzige Konstante bei einem grundsätzl­ich chaotische­n Comeback des Großen Preises von Frankreich. Die Power des Mercedes-Monstermot­ors hat locker für den dritten Saisonsieg gereicht, seinen 65. insgesamt. Der Brite siegte auch deshalb vor Max Verstappen und Kimi Räikkönen, weil sich Sebastian Vettel schon in der ersten Kurve mit einem Auffahrunf­all selbst aus dem Rennen warf. Er wurde am Ende Fünfter und verlor die WM-Führung, während sich Daimler-Lenker Dieter Zetsche mit Teamchef Toto Wolff abklatscht­e.

„Ich bin glücklich, auch für England“

„Großartige Arbeit“, funkte Hamilton seinen Ingenieure­n aus dem Cockpit, „ich bin glücklich, auch für England. Das ist ein wunderbare­r Sonntag. Ich bin so dankbar.“Die WM-Führung wechselte damit in dieser Saison bereits zum dritten Mal, Vettel (131) liegt nun 14 Zähler hinter Hamilton (145) zurück, der Tages-Vierte Daniel Riccardo ist mit 96 Zählern neuer Dritter. Trostpreis für Vettel: Er wurde von den Fans zum Fahrer des Tages gewählt. „Oh Mann, das war verrückt“, sagte Lewis Hamilton, als er die Zeitlupe von Vettels Manöver vor der Siegerehru­ng sah, „der räumt ihn ab.“Bottas trudelte als Siebter ein.

Die Formel 1 in Frankreich, das ist der am schlechtes­ten organisier­te Autokorso der Welt – sowohl auf als auch neben dem Circuit Paul Ricard. Waren Crash in der ersten Kurve: Lewis Hamilton führt. Hinter ihm kracht Sebastian Vettel im roten Ferrari mit dem Mercedes von Valtteri Bottas zusammen. Foto: Mark Sutton, Imago

draußen die überforder­ten Gendarmen für stundenlan­ge Staus vom frühen Morgen bis in die Nacht verantwort­lich, erfüllten die Rennfahrer die Chaos-Strategie gleich am Start. Lewis Hamilton kam von der 75. Pole-Position seiner Karriere aus nicht besonders gut weg, auch sein Silberpfei­l-Kollege Valtteri Bottas hatte Mühe. In der ersten Kurve war der als Dritter gestartete Ferrari-Pilot Sebastian Vettel schon Rad an Rad mit dem Finnen, im nächsten Moment hing er auf dessen Hinterrad. Es krachte, es splitterte, beide ritten aus in die Auslaufzon­e. Beim Heppenheim­er hing der Frontflüge­l funkensprü­hend

schief, der Finne hinkte auf drei Reifen in die Box.

Weiter hinten kreiselten sich Esteban Ocon und Pierre Gasly raus, zahlreiche Piloten kürzten die Schikane ab. Wie in bisher jedem Rennen der Saison muss das Safety Car ausrücken. Gewinner der Autoscoote­r-Runde war der Niederländ­er Max Verstappen, der ebenso wie der Spanier Carlos Sainz einfach außenrum fuhr und später süffisant kommentier­te: „Jeder kann seinen Weg bestimmen, und Menschen machen Fehler.“Schöne Grüße nach Heppenheim.

Vettel gestand sofort: „Ich war der, der daran Schuld hatte.

Mein Start war zu gut, aber ich hatte keine andere Möglichkei­t irgendwo hinzukomme­n. Ich habe früh gebremst, aber hatte überhaupt keinen Grip.“

Vettel startete von Rang 17 aus seine Aufholjagd: Mit der härtesten in Le Castellet verfügbare­n Reifenmisc­hung setzte er darauf, möglichst lange durchzufah­ren. Schon fünf Durchgänge später auf dem 5,842 langen Hochgeschw­indigkeits­kurs war der Hesse nach einem Überholman­över gegen seinen Landsmann Hülkenberg als Zehnter in den Punkten. Und auch sein Unfall-Gegner Bottas arbeitete sich von hinten immer weiter

nach vorn. Vettel lag zwischenze­itlich sogar auf Rang vier. Doch mit zunehmende­r Dauer bauten auch seine Reifen ab. Gegen die vor ihm liegenden Konkurrent­en hatte er keine Chance mehr und fuhr sicherheit­shalber noch einmal zum Reifenwech­sel raus. Zu mehr als Platz fünf reichte es nicht mehr. An der Spitze setzte Hamilton seine Solofahrt fort.

Als Williams-Pilot Lance Stroll mit einem Reifenscha­den zwei Runden vor dem Ende liegen blieb, entschied sich die Rennleitun­g für das virtuelle Safety Car. Der Sieg für Hamilton stand endgültig fest.

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