Thüringische Landeszeitung (Jena)
Musikalische Kostbarkeiten im Umfeld von Liszt
Klassikabend überzeugt mit Unbekanntem und Meister auf den Klaviertasten
JENA. „Gemischtes Doppel“nannte die Jenaer Philharmonie ihr Freitagskonzert, man rätselte: Am Ende des Abends registrierte man Begeisterung über ein Programm mit vielem Unbekannten, einer Meisterin und einem Meister auf den Klaviertasten sowie alles in direkten oder geistigen Beziehungen zu Franz Liszt.
Die finnische Gastdirigentin Anna-Maria Helsing eröffnete den Abend mit der Ouvertüre zu „ La Princesse Jaune“( Die gelbe Prinzessin) von Camille SaintSaëns, dem von Liszt geförderten Pariser Orgelmeister. Das für fernöstliche Gefilde typische Hauptthema in der Fünftontechnik offerierte ein Geschehen reich an Poesie und stimmte trefflich auf alles Folgende ein.
Das Klavierkonzert Nr. 1 in dMoll von Marie Jaëll (18461925) bedeutete für Jena eine Premiere, noch dazu mit Cora Irsen als Solistin, die seit Jahren ihre Konzerttätigkeit dem Schaffen dieser aus dem Elsass stammenden Komponistin mit Aufführungen und CDs widmet.
Nach einem Vorspiel vollzog sich ein die Hörer zunehmend in Beschlag nehmendes Geschehen, wechselvoll zwischen Lyrik und aufbäumend virtuoser Dramatik – im Adagio dann reich variiert fantasierend, um im Finale sozusagen solistisch angestimmt virtuos die Lösung zu finden. Riesenbegeisterung für Cora Irsen und das klanglich analog mitgestaltende Orchester unter Helsings sensibler Leitung. Nicht enden wollender Beifall folgte, von der Solistin mit einer kleinen Weise von der Jaëll als Zugabe bedankt.
Nach der Pause gab es die ganz andere, machtvoll sich gebende pianistische Gestik in der „Phantasie concertante“für Klavier und Orchester op.48 aus der Feder der Kroatin Dora Pejačević (1885-1923). Pianist Vladimir Stoupel ist offensichtlich in seinem Element, wenn es um vollgriffige Technik und Virtuosität geht einschließlich lyrischem Mittelteil mit Cello- Solo. Auch hier gab es begeisterte Publikumsreaktionen, von ihm mit der Zugabe eines bekannten „Moment“von Schubert wieder in mehr besinnliche Atmosphären versetzt.
Nach diesen Exkursionen war am Ende der Meister Franz Liszt selbst mit seinem „Lamento e trionfo“zu hören. Diese Sinfonische Dichtung Nr. 2 aus Anlass des 100. Geburtstagsjubiläums von Goethe 1849 in Weimar geschaffen, war zugleich die dramaturgisch zusammenfassende Lösung für alles Vorangegangene, Krönung des Abends mit seiner inneren Dramaturgie in der Programmgestaltung. Gastdirigentin und das Orchester: Das Publikum dankte entsprechend.