Thüringische Landeszeitung (Jena)

„Ihr müsst Einigkeit zeigen“

Stellvertr­etender Stadtbrand­meister der Kahlaer Feuerwehr kritisiert Bürgermeis­terin und erhält Gegenwind

- VON KATJA DÖRN

KAHLA. Es schien zu Anfang, dass die turnusmäßi­ge Jahreshaup­tversammlu­ng der Freiwillig­en Feuerwehr Kahla einen gewohnten Lauf nimmt. Bürgermeis­terin Claudia Nissen-Roth (parteilos) konnte zur Begrüßung lobende Worte an die Kameraden richten. „Wenn andere rauslaufen, lauft ihr rein“, sagte sie. Und zeigte sich dankbar, dass sich die Stadt stets auf die Freiwillig­en verlassen könne, „trotz personelle­r Veränderun­gen“. Denn seit September ist Frank Lötel Stadtbrand­meister in ehrenamtli­cher Funktion. Er ist nicht wie seine Vorgänger bei der Stadt angestellt.

Lötel allerdings konnte zur Jahreshaup­tversammlu­ng nur als Gast zuschauen. Bei einem Einsatz im Winter hatte er sich das Bein gebrochen. Sein Stellvertr­eter Christian Meyfarth ergriff daher das Wort. Und wandte sich kritisch an die Stadtverwa­ltung und an Bürgermeis­terin Nissen-Roth.

„Seit 1990 hatten wir einen hauptamtli­chen Stadtbrand­meister“, sagte Meyfarth. Die Entscheidu­ng dagegen sei überrasche­nd gekommen. Er könne die Stadt verstehen – auch wegen der engen finanziell­en Lage – doch „in der Praxis läuft es nicht ganz so rund“, sagte Meyfarth. Er warf der Stadt „juristisch­e Spitzfindi­gkeiten“vor, statt sich allumfängl­ich um die Arbeit der Feuerwehr zu kümmern. „Die Kameraden fühlen sich allein gelassen“, sagte Meyfarth. Das Büro des neuen Stadtbrand­meisters musste „mangels Initiative der Stadt“vom Feuerwehrv­erein ausgestatt­et werden.

Einen Dank richtete er schließlic­h doch an die Bürgermeis­terin. So habe sie sich aktiv mit eingebunde­n, als es um die Risse im Gerätehaus ging. Ein Gutachten wurde in Auftrag gegeben.

Stadtrat Ulf Ryschka (SPD) ergriff nach der Kritik das Wort. „Wenn Menschen miteinande­r arbeiten, entsteht Reibung“, sagte er. Neuerungen wie die des Stadtbrand­meisters bedeuteten eben Anlaufschw­ierigkeite­n.

Brunhilde Reich, Vertreteri­n der Alters- und Ehrenabtei­lung, appelliert­e an die Dreierspit­ze Lötel, Meyfarth und den zweiten Stellvertr­eter Alexander Schulze: „Ihr müsst Einigkeit zeigen.“Interne Auseinande­rsetzungen dürften nicht nach außen getragen werden, wie es vorgekomme­n sei. Wenn der Stadtbrand­meister krank geschriebe­n ist, liege die Verantwort­ung bei Meyfarth und Lötel. Zumal sie das Wichtige nicht aus dem Blick verlieren sollen: die Jugend zu fördern.

Bürgermeis­terin Nissen-Roth nahm die Kritik mit Unverständ­nis auf. „Das, was möglich ist, machen wir“, sagte sie nach der Versammlun­g. Kahla befindet sich seit Ende August in der Haushaltss­perre. Nur Pflichtauf­gaben kann die Stadt wahrnehmen. Dazu gehört die Feuerwehr, für die 250 000 Euro im Haushalt 2016 bereitstan­den. „2017 haben wir 257 000 Euro eingestell­t“, sagt Nissen-Roth. Am Donnerstag stimmen die Stadtratsm­itglieder über den Haushalt ab.

Den Weg frei gemacht für die Anschaffun­g des neuen Tanklöschf­ahrzeuges haben die Stadträte im Herbst. Da sich die Kameraden um den überörtlic­hen Brandschut­z kümmern, erhalten sie vom Kreis ein Hilfeleist­ungsfahrze­ug.

 ??  ?? Fünf neue Mitglieder hat die Einsatzabt­eilung der Freiwillig­en Feuerwehr Kahla (von links): Paul Manß, Ramon Wagner, Lukas Hurt (alle drei aus der Jugendfeue­rwehr) sowie Roy Freiberg und Alexander Schmidt. Foto: Katja Dörn
Fünf neue Mitglieder hat die Einsatzabt­eilung der Freiwillig­en Feuerwehr Kahla (von links): Paul Manß, Ramon Wagner, Lukas Hurt (alle drei aus der Jugendfeue­rwehr) sowie Roy Freiberg und Alexander Schmidt. Foto: Katja Dörn

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