Thüringische Landeszeitung (Jena)
Notfall Notaufnahme
Abklärungspauschale löst Probleme nicht
Allein in Thüringen suchen jährlich etwa 250 000 Menschen die Kliniknotaufnahmen auf, bundesweit sind es mehr als 25 Millionen. Tendenz steigend. Nur mit der Bequemlichkeit und dem Anspruchsdenken von Patienten, die das volle ärztliche Programm und das auch noch pronto wollen, lässt sich das nicht begründen. Dass die Patienten mit den Füßen abstimmen, hat vor allem den Grund, dass eine Notfallmedizin wie in den Kliniken – noch dazu rund um die Uhr – im ambulanten Bereich nicht angeboten wird.
Noch immer kennen zudem zu wenige Patienten die schon vor fünf Jahren eingeführte bundesweit einheitliche Rufnummer 116 117, unter der sie Bereitschaftsdienstpraxen genannt bekommen, an die sie sich bei nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen wenden können. Daran wird auch die neue Abklärungspauschale für Patienten, die nicht zwingend in die Rettungsstelle gehören, wenig ändern. Stattdessen ist Zoff programmiert: Nicht nur bei den Kliniken, bei denen die Honorarbemessung blankes Entsetzen auslöst. Auch bei den Patienten, die nicht verstehen werden, dass man sich ihrer entledigen will. Man mag die in diesem Zusammenhang vereinzelt laut gewordene Empfehlung, Notaufnahmen künftig von Sicherheitsdiensten überwachen lassen, für übertrieben halten – im Kern aber drückt sie aus, welches Szenario befürchtet wird.
Lösen lässt sich das Problem wohl nur, wenn sich stationärer und ambulanter Bereich endlich annähern. Und es überall so läuft wie etwa in Weimar: Dort sind Notaufnahme und KVBereitschaftsdienst im Klinikum unter einem Dach angesiedelt. Wo welcher Patient behandelt wird, das entscheiden bei der Aufnahme beide Seiten in enger Abstimmung.