Thüringische Landeszeitung (Jena)
Die Zellen von Mördern und Dieben besichtigen
Jenaer Studenten sollen neuen Ausstellungsraum für das Stadtmuseum Camburg konzipieren
CAMBURG. Einen Blick in Großmutters Wäscheschrank, in eine Buchdruckerwerkstatt oder die historische Drogerie des Dorfes können Besucher im Stadtmuseum von Camburg werfen. Da werden bei Älteren Erinnerungen geweckt, und für Jüngere wird Stadtgeschichte lebendig.
Ein Museumsbesuch hier ist lehrreich und amüsant – und ein bisschen gruselig auch. Denn im Untergeschoss befinden sich auch drei ehemalige Gefängniszellen. Schließlich ist das Museum in dem Gebäudekomplex des historischen Amtshofes von Camburg untergebracht. Und wo früher Recht gesprochen wurde, da gab es auch Zellen für Diebe, Mörder und andere Missetäter. Einige haben bis heute sichtbare Spuren an den Zellenwänden hinterlassen – Namen, Sprüche, Zeichnungen.
„Eine Zelle kann zwar heute auch besichtigt werden, doch ist die Präsentation nicht auf dem neuesten Stand“, sagt Museumsleiterin Pauline Lörzer. Um das zu ändern, hat sie sich die Unterstützung des Seminars für Volkskunde und Kulturgeschichte an der Jenaer Uni gesichert. „Dort wird im April ein Semesterprojekt starten, bei dem Studenten eine neue, moderne Museumskonzeption für die Gefängniszellen erarbeiten sollen“, erzählt sie.
Aktuell lägen ein Dutzend Bewerbungen vor, doch die Bewerbungsfrist laufe noch. „Für das Konzept haben die Studenten freie Hand, es gibt keine Vorgaben“, sagt sie. Einzige Bedingung: Nach zwei Semestern, also im Januar 2018, soll das Ergebnis vorliegen.
Die Studenten werden sich in den kommenden Wochen vor Ort ein Bild machen, werden sich belesen zur Rechtsgeschichte im Amt Camburg und sich auch mit der jüngeren Vergangenheit der Räumlichkeiten befassen. So war zu DDR-Zeiten in einer Zelle die Heizung des Hauses untergebracht, in einer anderen wurden Waffen der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) gelagert. In der dritten Zelle hatte die langjährige Museumsleiterin Margrit Herzog ihr Büro. Heute befindet sich hinter der schweren Tür mit Guckloch ein Depot.