Thüringische Landeszeitung (Jena)
Kurz nach Ostern gekocht, im Juni erst aufgetischt
Für die Erfolgssendung „Das perfekte Dinner“bei Vox wird in dieser Woche fünf Tage in Jena und Erfurt gedreht
ERFURT. Kai hat mitgedacht: Weil die Erfurter Ausgabe der Vox-Sendung „Das perfekte Dinner“erst in der zweiten Junihälfte ausgestrahlt wird, trägt er an diesem Nachmittag ein TShirt, das rein zufällig auch seine muskulösen Oberarme gut zur Geltung bringt. Flockenwirbel und Temperaturen um die drei Grad Celsius zum Trotz.
Auch Sandra Specks, Realisatorin der für den Dreh zuständigen ITV-Studios, hat im Blick, dass es mitten im Sommer nicht mehr nach Frühling aussehen sollte. Sie rückt im Erfurter Café Füchsen, einem winzigen Lokal mit einem halben Dutzend Tischen, rasch einen Osterstrauß beiseite und zwei Stühle zurecht, auf denen nun Kai und seine Mitstreiterin Heike Platz nehmen. Die beiden Erfurter – Kai kommt aus Frienstedt, Heike wohnt nahe dem Flughafen – werden vor dem zweiten Dinner-Abend kurz zu ihren Eindrücken nach Tag eins befragt.
Sandra Specks nimmt dazu neben Kameramann Christian Schmeichel Platz, so dass sie für die Zuschauer später nicht sichtbar ist. Abwechselnd stellt sie beiden Kandidaten Fragen, gibt Stichworte – und Heike und Kai tun sich mit Antworten nicht schwer. Ab und zu muss sich Kai von Heike zwar rüffeln und daran erinnern lassen, in vollständigen Sätze zu sprechen, damit ihm der Zuschauer später folgen kann. Doch ansonsten ist keiner von beiden auf den Mund gefallen. In zwanzig Minuten sind jede Menge O-Töne im Kasten.
Bloß kein Farbklecks auf der Nase!
Kai Skerka und Heike Fehrenbacher sind zwei der fünf Thüringer Kandidaten, die in dieser Woche beim „Perfekten Dinner“mitmachen. Es ist Jahre her, dass die Erfolgssendung im Freistaat zu Gast war. Doch als der Privatsender Vox im März einen Aufruf für eine Erfurter Ausgabe startete, gab es viele Bewerber.
Bis es einer von ihnen ins Fernsehen schafft, muss er allerdings einige Hürden meistern: „Ich habe meine Bewerbung abgeschickt und ungefähr anderthalb Wochen später die Anfrage bekommen, ob ich zu einem einstündigen Telefoninterview bereit wäre“, erzählt Kai. Der selbstständige Malermeister hatte zufällig den Aufruf im Fernsehen gesehen und zunächst seine Frau Claudia dazu überreden wollen, mitzumachen. „Doch sie hat sich mich Händen und Füßen gewehrt.“Sein Schwiegersohn habe ihn letztlich auf die Idee gebracht, doch selbst an den Start zu gehen.
Nach dem Telefoninterview, bei dem er locker aus seinem Leben plaudern durfte, sei eine weitere Woche verstrichen – bis sich die Produktionsfirma erneut bei ihm gemeldet und sich zu einem Videodreh angekündigt habe. Auch das sei problemlos über die Bühne gegangen – Kai stellte sein Zuhause, seine Küche, seine Familie vor. Nach einer weiteren Woche habe er schließlich die Zusage erhalten.
Kai wird am Finalabend der Heike Fehrenbacher (50), „Das perfekte Dinner“Kandidatin aus Erfurt
Dinner-Woche Gastgeber sein, der Dreh fällt wegen der verkürzten Arbeitswoche nach Ostern ausnahmsweise auf den heutigen Samstag.
Einen Tag vor dem 46-jährigen Vater zweier erwachsener Töchter ist Heike Fehrenbacher mit Kochen an der Reihe. Heike ist – wie Kai – als Kandidatin ideal: attraktiv, begeisterte Köchin und Gastgeberin, schlagfertig und fröhlich. Die 50-Jährige denkt, dass das nicht zuletzt mit ihrem Beruf zu tun hat: Seit 28 Jahren ist sie in der Stadtverwaltung Erfurt angestellt, als Mitarbeiterin im Bürgerbüro ist ihr nichts Menschliches fremd, weiß sie die Menschen zu nehmen, wie sie eben sind. „Ich sage ja selber, dass ich gut geeignet für die Rentnerunterhaltung auf Gran Canaria wäre“, spielt sie lachend auf ihre kommunikative
Art an. Und erzählt, dass sie erst neulich mit Thomas Gottschalk am Telefon geplaudert hat. „Wirklich wahr. Ich habe für ihn etwas in Erfurt arrangiert – und er hat sich mit einem Autogramm bedankt.“
Zu der Bewerbung habe ihre Tochter Sabrina sie ermuntert, die natürlich um die Kochkünste ihrer Mama weiß. Heike gesteht, dass sie „nie nach Rezept kocht“. Sie schaue sich zwar Rezepte an, interpretiert sie dann aber ganz frei. Ihren DinnerAbend hat sie aber trotzdem „perfekt durchgeplant“.
Für die Woche nahm sie eigens Urlaub – und auch Kai lässt in dieser Woche die Finger lieber von Pinsel und Malerrolle: „Meine Arbeit hinterlässt Spuren – und fürs Fernsehen wäre so ein Farbklecks auf der Nase auch nicht perfekt“, sagt er – und gerät anschließend ins Schwärmen über die stimmige Runde aus einer Jenaerin und vier Erfurtern, die sich da zusammengefunden hat. Und die offenbar gut organisiert ist. Denn während anderenorts teils bis weit nach Mitternacht gekocht, geschmaust, getrunken wird, war etwa am ersten Dinner-Abend in Jena, wo mit Vanessa die einzige Nicht-Erfurterin die Runde empfing, schon um 21 Uhr Zapfenstreich…
Sandra Specks hat derweil das Interview mit Kai und Heike beendet, Ton-Mann Sven die beiden wieder „entkabelt“: „Bis nachher“, ruft Sandra Specks den beiden Erfurtern zu, ehe sie entschwindet. Um 18.30 Uhr treffen sich alle wieder – dann in der Wohnung von Kandidatin Katrin, die bei den Vorbereitungen für ihren Abend schon seit 9 Uhr von einem Kamerateam begleitet wurde. Das Dinner selbst wird dann von zwei Teams gefilmt, zusätzlich ist ein Aufnahmeleiter vor Ort und ein weiterer Kameramann, der das Essen in Szene setzt.
„Aber dass so viele Leute um einen herum sind, vergisst man ganz schnell“, versichert Heike. Ihr jedenfalls fällt es nicht schwer, ganz sie selbst zu sein und die Woche zu genießen. „Hätte das nicht geklappt, dann hätte ich mich für die ,Shopping Queen‘ beworben“, sagt sie lachend und verabschiedet sich in die Winterkälte.
„Hätte das nicht geklappt, dann hätte ich mich für die ,Shopping Queen‘ beworben.“