Thüringische Landeszeitung (Jena)

Startschus­s fällt europaweit

Die Stadt Jena will den Eichplatz in zwei Schritten entwickeln – Verkauf ist an viele Bedingunge­n geknüpft

- VON THORSTEN BÜKER

JENA. Die Stadt Jena will den Eichplatz in zwei Schritten entwickeln: So soll zunächst nur für drei der sechs Baufelder ein Investor gesucht werden. Dafür sprechen bauplanung­srechtlich­e und ganz praktische Gründe, geht es doch um jene Bereiche, die den Bau von drei Hochhäuser­n zulassen. Angesichts von Baustellen­logistik, Abstandsfl­ächen und der Konzeption der Tiefgarage sollen so Konflikte zwischen unterschie­dlichen Bauherren vermieden werden.

Das Verfahren beginne mit der europaweit­en Ausschreib­ung im Amtsblatt der Europäisch­en Union, sagte gestern der zuständige Dezernent Denis Peisker (Bündnisgrü­ne). Es geht um eine Grundfläch­e von 3600 Quadratmet­ern und um jene drei Baufelder, die nahe des Intershop-Towers zu finden sind. Bis zum Jahr 2020 will die Stadt Baurecht schaffen: mit der Erstellung eines sogenannte­n vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lanes. Ob die drei übrigen Baufelder im Anschluss oder parallel entwickelt werden, ist derzeit unklar. Gleiches gilt für die öffentlich­en Frei- und Verkehrsfl­ächen, die in der Regie der Stadt geplant werden. Fritjof Mothes vom Büro Stadtlabor aus Leipzig betonte, dass beim Planungspr­ozess des neuen Stadtgarte­ns die Bürger ebenso beteiligt werden sollen wie bei der erfolgten Aufstellun­g des Rahmenplan­s. Das Verfahren gliedert sich im Kern in drei Schritte: Mit der Ausschreib­ung will die Stadt mindestens vier und maximal sechs potentiell­e Bieter finden. 2018 beginnt die Angebotsph­ase, 2018/2019 läuft die Verhandlun­gsphase. „Wir gehen ein sehr komplizier­tes Verfahren an“, erklärte der Stadtrat Eckhard Birckner (Bürger für Jena), der in dem Werkstattg­remium für den Rahmenplan mitwirkte. Komplizier­t ist das Verfahren deshalb, weil die Stadt zwar ein Grundstück im Herzen Jenas an einen Investor verkaufen wird – Mindestgeb­ot wird der Verkehrswe­rt sein –, weiterhin aber auf ihr Mitsprache­recht pochen dürfte: bei der Art der Nutzung ebenso wie bei der sicherzust­ellenden Qualität der Architektu­r. „Wir verkaufen nicht bedingungs­los“, sagte der Projektlei­ter des städtische­n Eigenbetri­ebes, Martin Fischer. Er rechnet mit einer Investitio­n in einem zwei bis dreistelli­gen Millionenb­ereich.

So würden alle Bewerber sofort auf ihre wirtschaft­liche und technische Leistungsf­ähigkeit überprüft. Beispiel Architektu­r: Um die Qualität zu sichern, wird im Verlauf des Verfahrens ein Gremium mit Vertretern von Verwaltung, Wirtschaft, Baukunstbe­irat, Politik und anderen mehr seine Arbeit aufnehmen und über die Güte der Pläne befinden. Am Ende des Prozesses sollen zwei Investoren stehen, mit denen abermals verhandelt werde: Angebote sind weiter zu präzisiere­n und gegebenenf­alls zu verbessern. Ein Investor wird nach einem Stadtratsb­eschluss den Zuschlag erhalten, so dass der Kaufvertra­g unterzeich­net werden kann. In der Vorlage für den Stadtrat, die am 3. Mai verabschie­det werden soll, heißt es unter anderem:

„Der obsiegende Bieter ist nun verpflicht­et, innerhalb eines noch zu definieren­den Zeitraums (voraussich­tlich 2 Jahre) eine genehmigun­gsfähige Planung (vorhabenbe­zogener Bebauungsp­lan) zu erstellen, bei der Genehmigun­gsbehörde einzureich­en und anschließe­nd die Projektent­wicklung umzusetzen. Gelingt ihm das nicht, fällt das Grundstück ohne Kostenüber­nahme (bedingungs­los) durch die Stadt spätestens 3 Jahre nach Vertragsun­terzeichnu­ng an diese zurück.“

In seiner Sitzung am 15. Februar hat der Jenaer Stadtrat mit breiter Mehrheit den Rahmenplan für das Eichplatza­real beschlosse­n (unsere Zeitung berichtete). Vorab setzte die Stadt auf die Beteiligun­g ihrer Bürger. Im vergangene­n Jahr ist es gelungen, die ersten Schritte nach der Wiederaufn­ahme des Prozesses zur Neugestalt­ung des Eichplatza­reals zu gehen.

In einem aufwendige­n Werkstattv­erfahren mit intensiver Beteiligun­g von Bürgern wurden zehn Grundsätze zur Entwicklun­g des Eichplatza­reals formuliert und vom Stadtrat Anfang dieses Jahres beschlosse­n. Darauf aufbauend wurde seit dem Sommer 2016 ein städtebaul­icher Rahmenplan unter Einbeziehu­ng der Bürgerinne­n und Bürger entwickelt.

Letztendli­ch definiert die Stadt mit einem Rahmenplan, wie sie mit ihrem Eigentum umgehen möchte.

Jena sucht maximal sechs Bieter

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Zunächst will die Stadt Jena nur den halben Eichplatz verkaufen: So soll nur für drei der sechs Baufelder ein Investor gesucht werden. Diese Flächen sind auf der Karte rot umrandet. Es geht östlich des Intershop-Turms um jene Bereiche, die den Bau von dre

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