Thüringische Landeszeitung (Jena)
Stromkabel-Klau am Schulneubau
Jenzigweg: Diebe sind scharf auf Kupferleitung und scheitern an eigener Technik – Montag drehen sich Kräne wieder
JENA. Die Kräne an der Baustelle zur neuen Gemeinschaftsschule Wenigenjena am Jenzigweg standen gestern früh ungeplant still. Die Ursache war offenkundig krimineller Natur: In der Nacht hatten Unbekannte sich an der Baustrom-Kabeltrasse zu schaffen gemacht, die vom Trafohaus beim Ostbad aus auf 200 Meter Länge bis zur Großbaustelle führt, so berichtete unserer Zeitung Falk Werrmann-Nerlich, der Projektleiter des kommunalen Immobilieneigenbetriebes KIJ. „Die hatten alles bereits losgelöst und wollten das schön handlich schneiden“, sagte der KIJ-Architekt. „Das macht einen ziemlich professionellen Eindruck.“
Die Täter, die allem Anschein nach auf das kostbare Kupferdraht aus waren, hatten auf 15 Meter Länge die beiden dicken Kabel der Strom-Trasse filetiert. Dann gaben sie plötzlich auf – höchstwahrscheinlich, weil die selbstgebastelte Hydraulikschere nicht mehr mitspielte, wie Werrmann-Nerlich berichtete. Beim Tatort seien auch Fahrspuren und ein angefahrener Baum aufgefallen.
Nahziel: Rohbau im Herbst regendicht
Nein, sagt der KIJ-Mann, so etwas habe er in seinen elf Jahren als Projektleiter beim Eigenbetrieb noch nicht erlebt. Er hoffe, dass am Montag weitergearbeitet werden kann. Denn klar, diese Art Kabel – ein jedes mit fünf je ein Zentimeter dicken Adern – könne man nicht mal eben im Baumarkt nachkaufen. Gewiss stehe nun die Frage im Raum, ob die neuen Kabel zwecks Vorbeugung eingegraben werden.
Trotz des Zwischenfalls ist Falk Werrmann-Nerlich zufrieden mit dem bisherigen Baustellen-Fortschritt. „Wir liegen gut im Plan.“Im Herbst hatte die Firma Hans Müller aus Glauchau mit dem Hochbau begonnen, die auch schon mit dem Rohbau des Zusatzgebäudes der Montessori-Schule beauftragt war. „Fürs Ende des Jahres ist es unser Wunsch, den Bau regendicht zu haben“, sagte der Projektleiter. Immerhin seien in einer jeden der vier Etagen 3000 Quadratmeter Wände und Decken zu verbauen. Das lasse sich relativ schnell realisieren, weil in der Stahlskelett-Bauweise fast ausschließlich die Außenwände tragend seien und innen vor allem diverse Stützen.
Entgegen dem schlechten Ruf, den die „Öffentliche Hand“allgemein bei Baufinanzierungen hat, läuft es nach WerrmannNerlichs Darstellung beim Schul-Neubau am Jenzigweg in geordneten Bahnen. „Wir haben keine Kostenüberschreitung.“Insgesamt seien bislang 5 Millionen Euro verbaut und 2,5 Millionen Euro an Fördermitteln geflossen (5 Millionen Zuschuss werden es in summa sein). Noch in diesem Jahr wird KIJ Aufträge im Umfang von 6 Millionen Euro vergeben für die Haustechnik und die Außenhaut des Gebäudes. 25,4 Millionen Euro – plus 3 Millionen für die Ausstattung – wird der für 1000 Kinder konzipierte Neubau kosten. Einzug halten werden die Schüler und Lehrer im Sommer 2019.