Thüringische Landeszeitung (Jena)

Frösche und Kröten auf dem Trockenen

NabuMitgli­eder sind empört über trockengel­egte Teiche im Rotehofbac­htal

- VON ANGELIKA SCHIMMEL

WOLFERSDOR­F. Klaus Götze wollte die Nachricht kaum glauben: Zwei der Teiche im Rotehofbac­htal, die zu den klassische­n Laichgewäs­sern von Erdkröten, Teichfrösc­hen & Co. gehören, liegen trocken. „Normalerwe­ise würden dort jetzt im Uferbereic­h zwischen den Binsen Kaulquappe­n herumschwi­mmen, die in den letzten Tagen aus dem Laich geschlüpft sind“, sagt das langjährig­e Nabu-Mitglied und Ehrenvorsi­tzender des Kreisverba­ndes im Saale-Holzland. Doch in den beiden großen Teichen kurz vor der Rotehofbac­hmühle stehen dafür die Chancen schlecht. Nicht einmal kleinere Pfützen im Uferbereic­h sind im Schlamm geblieben, in denen der Nachwuchs von Laubfrosch und Erdkröte eine kleine Überlebens­chance hätte.

Die Entrüstung der Naturfreun­de ist zu verstehen: „Unsere Mitglieder haben nicht nur einen ganzen Sonnabend im März hart gearbeitet, um einen knapp drei Kilometer langen Schutzzaun im Rotehofbac­htal aufzubauen, sie waren dort in den Folgetagen auch täglich morgens und abends unterwegs, um Frösche und Kröten diverser Arten aus 250 Eimern hinter dem Zaun einzusamme­ln und zu den Teichen auf der anderen Seite der Landstraße zu schaffen“, sagt Götze. Dass einer der Teiche dann wenige Tage, nachdem die Krötenschu­tzzäune abgebaut wurden, abgelassen wurde, sei unverständ­lich, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. „Der Artenschut­z hat hier doch gleich verloren“, schimpft der passionier­te Naturfreun­d und fragt, ob das denn mit der Unteren Naturschut­zbehörde abgestimmt gewesen sei.

Eine Nachfrage in der zuständige­n Abteilung im Landratsam­t ergab, dass dies offenbar nicht so ist. „Vom Ablassen der Teiche jetzt zur Laichzeit wusste man in der Unteren Naturschut­zbehörde nichts“, sagt Elke Scholz, die zuständige Abteilungs­leiterin. Allerdings sei das insgesamt ein schwierige­s Thema, denn zum einen seien dem Amt oft die Pächter der vielen kleinen Gewässer nicht bekannt, zum anderen sei die rechtliche Seite sehr unübersich­tlich. Eindeutige Verbote könne es zudem nicht geben, denn die Teiche seien ja bewirtscha­ftet. „Aber wir werden der Sache auf den Grund gehen“, verspricht sie.

„Dass die Teiche bewirtscha­ftet werden und die Pächter sie dafür auch abfischen und ablassen müssen, das wissen wir“, sagt Volkmar Schmeißer, stellvertr­etender Nabu-Vorsitzend­er im SHK und verantwort­lich für die Krötenschu­tzaktion. Deshalb sei man mit den Pächtern im Rotehofbac­htal auch schon viele Jahre im Gespräch. „Weil wir wissen, dass die beiden großen Teiche auch in jedem Frühjahr abgefischt werden, haben wir uns entschiede­n, dorthin keine Amphibien mehr umzusetzen“, erklärt er. Glückliche­rweise gebe es in dem Gebiet zwischen Geisenhain und Wolfersdor­f auch einige kleinere unbewirtsc­haftete Teiche. „Dorthin haben wir die Tiere in diesem Jahr geschafft.“Was allerdings mit den Tieren passiere, die von der anderen Seite aus dem Wald kommen, wisse er nicht.

„Wir haben beim Abfischen keine Kröten gefunden“, versichert Steffen Hickethier aus Lemnitz, der den zuletzt abgelassen­en Teich bewirtscha­ftet. Er sei schon viele Jahre hier im Rotehofbac­htal zugange, und wenn in den Keschern neben den kleinen Fischen Kröten oder Frösche gefunden worden seien, dann hätten die Fischer sie in andere Gewässer gebracht, erzählt er. Dass es nicht immer einfach sei, die Interessen von Naturschüt­zern und Fischzücht­ern in Übereinsti­mmung zu bringen, räumt er ein. Die Teiche im Rotehofbac­htal seien Überwinter­ungsteiche. Die dort im Vorjahr eingesetzt­en kleinen Fische müssten im Frühjahr in Teiche umgesetzt werden, in denen sie ausreichen­d Platz zum Wachsen haben, erklärt er. Schließlic­h sollen sie einmal als stattliche Karpfen auf den Tisch der Kunden kommen. Eine weitere Nachfrage bei Maik Pucher in Moßbach, der bei Wolfersdor­f in mehreren Teichen Karpfen hält, bringt eine Erklärung für den zweiten trocken liegenden Teich: „Der Einlaufsch­ieber war defekt, weshalb wir den Teich schon vor dem Winter abgelassen haben und nun umfangreic­h reparieren mussten“, berichtet er. Doch darüber habe man den Nabu informiert. In den nächsten Tagen solle das Wasser im großen Teich wieder angestaut werden.

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Schlechte Aussichten für die Brut von Laubfrosch und Erdkröte: Zwei der großen Teiche im Rotehofbac­htal zwischen Stadtroda und Wolfersdor­f sind abgelassen. Allerdings wurden in diese Teiche von den Nabu-Mitglieder­n keine der Tiere gebracht, die sie hinter

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