Thüringische Landeszeitung (Jena)
Daten für die Wissenschaft frei verfügbar
Neuer Professor für Analytische Chemie
JENA. Von Supercomputern träumen viele Wissenschaftler. Doch die Großgeräte sind wartungsund bedienungsaufwendig und vor allem teuer. Christoph Steinbeck von der Friedrich-Schiller-Universität Jena löst daher seinen immensen Rechenbedarf, indem er nur für die benötigte Zeit Rechenkapazität bei kommerziellen Anbietern einkauft: in deren Clouds (Wolke), also in rechnerunabhängigen IT-Umgebungen.
„Man kauft sich relativ billig Rechenleistung ein“, erklärt der neue Professor für Analytische Chemie – Chemometrik/Chemoinformatik, „und kann dort große Datenmengen auch im Verbund bearbeiten“. Dass es geht, beweist er gerade im Rahmen eines EU-Projekts mit 14 Partnern, bei dem Cloud-Computing für die Untersuchung großer medizinischer Datenmengen eingesetzt wird. Dort werden plattformunabhängige Arbeitsabläufe und „Toolkits“entwickelt, „die auch hinter Firewalls funktionieren“, also dem Datenschutz gerecht werden, erläutert Projekt-Sprecher Steinbeck.
Der 1966 in Neuwied geborene Steinbeck, der sich das Programmieren schon als Schüler autodidaktisch beigebracht hat, studierte und promovierte in Chemie in Bonn. 1997 kam er als Leiter einer Arbeitsgruppe an das Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena und habilitierte sich in Organischer Chemie an der Friedrich-Schiller-Universität zur Algorithmenentwicklung in der Bioinformatik. Dies baute er als Leiter einer Arbeitsgruppe zur MolekularInformatik in Köln weiter aus, bevor er 2008 nach England wechselte ans European Bioinformatics Institute (EBI) in Hinxton bei Cambridge. Er ist Anhänger von Open-SourceSoftware und frei verfügbaren Daten.
Mit dem Ruf auf die Stiftungsprofessur der Carl-Zeiss-Stiftung erfüllt sich sein Wunsch, Professor an einer traditionsreichen Universität zu werden. Hier könne er wieder lehren und die Grundlagen des eigenen Fachs wiedergeben. Die Stelle wird in den nächsten fünf Jahren mit über 1,2 Millionen Euro gefördert.