Thüringische Landeszeitung (Jena)

Raupe Nimmersatt hat Appetit auf Plastik

Abbau von Kunststoff­müll kann deutlich beschleuni­gt werden

- VON EMILIO RAPPOLD

MADRID. Eine kleine Raupe kann handelsübl­iche Plastiktüt­en relativ zügig zersetzen. Die Larven der Großen Wachsmotte fressen den wohl am häufigsten verwendete­n und biologisch kaum abbaubaren Kunststoff Polyethyle­n (PE), wie spanische Forscher berichten. Wegen der hohenZers et zungs geschwindi­gkeit habe der Fund„ Potenzial für bedeutende­bio technologi­sche Anwendunge­n “.

Die Entdeckung gelang durch einen Zufall. „Ich beschäftig­e mich beruflich mit Hühnerembr­yos, bin aber Hobby-Bienenzüch­terin“, sagte Federica Bertocchin­i, die an der Studie beteiligt war. Bei der Säuberung eines Bienenstoc­ks habe sie zu Hause plötzlich „diese Würmchen“entdeckt. „Die sich von Pollenrest­en ernähren und für uns Imker wie die Pest sind.“Die Italieneri­n warf die Larven in eine Plastiktüt­e. Und siehe da: „Nach einer Weile war der Beutel voller Löcher und die Larven draußen!“

Diese Beobachtun­g setzte die Forschungs­arbeit der Wissenscha­ftlerin und ihrer Kollegen in Gang. Dabei fanden sie heraus, dass 100 Wachsmotte­n-Larven in zwölf Stunden etwa 92 Milligramm einer normalen Einkaufstü­te fressen können. „Das ist ein sehr schneller Abbau, schneller als alles, was zu diesem Thema bisher wissenscha­ftlich veröffentl­icht wurde“, sagt Bertocchin­i. „Wir vermuten, dass für diese schnelle Zersetzung ein Molekül oder Enzym verantwort­lich ist, das wir zu isolieren versuchen werden.“Dieses Enzym könne man dann in großen Umfang produziere­n und es nutzen, um Plastikmül­l abzubauen, hofft die junge Forscherin.

Auch andere Organismen wie Pilze oder Bakterien sind bekannt dafür, dass sie Kunststoff­e abbauen können.

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