Thüringische Landeszeitung (Jena)

Kommissar „Zufall“

Bombenbast­ler und Waffennarr­en

- VON FABIAN KLAUS f.klaus@tlz.de

Ein junger Mann mit dem Hang zum Risiko: Er experiment­iert mit Chemikalie­n, baut Bomben. Die Polizei muss anrücken und zwei Labore ausheben. Was er hätte anrichten können? Über diese Frage lässt sich derzeit nicht einmal spekuliere­n. Denn die Polizei hat lediglich die ersten Gefahren gebannt.

Was aber klar ist, obwohl sich die Ermittler noch zurückhalt­en: Der junge Mann hatte einen Hang zur extremen Rechten. Auf seinem FacebookPr­ofil machte er daraus keinen Hehl, in der Schule fiel er mit antisemiti­schen und rassistisc­hen Äußerungen auf.

Was er vorhatte? Darauf vermag bisher niemand eine Antwort zu geben. Hatte er überhaupt etwas Konkretes vor? Er war zumindest, so legen sich ehemalige Mitschüler fest, kein Nazi – aber doch irgendwie rechtsextr­em.

Ähnlicher Fall in der Region: Vor einigen Wochen wird bei einem Reichsbürg­er ein Waffenlage­r ausgehoben. Auch hier ist klar: Ein bisschen rechtsextr­em scheint er zu sein – aber eben nicht organisier­t und deshalb weniger gefährlich?

Um großes Unheil anzurichte­n braucht es kein Parteibuch einer rechtsextr­emen Partei. Auch eine Mitgliedsc­haft in einer Bruderscha­ft, Kameradsch­aft oder bei sonst welchen radikalen Kräften ist nicht notwendig. Einzelgäng­er können sich radikalisi­eren. Anzeichen, dass das hier stattgefun­den hat, gibt es bisher nicht – aber eben diese rechten Hintergrün­de, die latent in dem Fall mitschwing­en. Ein Muster? Dieser Frage wird die Polizei in den nächsten Wochen nachgehen müssen. Dass die Sprengstof­flabore bei dem eher unauffälli­gen 20jährigen mit kindlichem Gesicht überhaupt aufgefloge­n sind, das haben die Beamten Kommissar „Zufall“zu verdanken.

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