Thüringische Landeszeitung (Jena)
Kommissar „Zufall“
Bombenbastler und Waffennarren
Ein junger Mann mit dem Hang zum Risiko: Er experimentiert mit Chemikalien, baut Bomben. Die Polizei muss anrücken und zwei Labore ausheben. Was er hätte anrichten können? Über diese Frage lässt sich derzeit nicht einmal spekulieren. Denn die Polizei hat lediglich die ersten Gefahren gebannt.
Was aber klar ist, obwohl sich die Ermittler noch zurückhalten: Der junge Mann hatte einen Hang zur extremen Rechten. Auf seinem FacebookProfil machte er daraus keinen Hehl, in der Schule fiel er mit antisemitischen und rassistischen Äußerungen auf.
Was er vorhatte? Darauf vermag bisher niemand eine Antwort zu geben. Hatte er überhaupt etwas Konkretes vor? Er war zumindest, so legen sich ehemalige Mitschüler fest, kein Nazi – aber doch irgendwie rechtsextrem.
Ähnlicher Fall in der Region: Vor einigen Wochen wird bei einem Reichsbürger ein Waffenlager ausgehoben. Auch hier ist klar: Ein bisschen rechtsextrem scheint er zu sein – aber eben nicht organisiert und deshalb weniger gefährlich?
Um großes Unheil anzurichten braucht es kein Parteibuch einer rechtsextremen Partei. Auch eine Mitgliedschaft in einer Bruderschaft, Kameradschaft oder bei sonst welchen radikalen Kräften ist nicht notwendig. Einzelgänger können sich radikalisieren. Anzeichen, dass das hier stattgefunden hat, gibt es bisher nicht – aber eben diese rechten Hintergründe, die latent in dem Fall mitschwingen. Ein Muster? Dieser Frage wird die Polizei in den nächsten Wochen nachgehen müssen. Dass die Sprengstofflabore bei dem eher unauffälligen 20jährigen mit kindlichem Gesicht überhaupt aufgeflogen sind, das haben die Beamten Kommissar „Zufall“zu verdanken.