Thüringische Landeszeitung (Jena)

Paritätisc­her erteilt der AfD klare Absage

Wagner: Kirchen lassen sich nicht beirren

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ERFURT. Sowohl die Kirchen als auch der Paritätisc­he reagieren auf Beschlüsse zum Wahlprogra­mm des AfD-Bundespart­eitages. Der Paritätisc­he in Thüringen erteilt eine „eindeutige Absage an jede Form der Zusammenar­beit mit Rechtspopu­listen wie der AfD“. Als Hauptgrund nennt Landesgesc­häftsführe­r Stefan Werner, dass die AfD „ein nationalis­tisches Programm“vertrete. „Sie propagiert offen Ideologien der Ungleichwe­rtigkeit, sie will individuel­le Grundrecht­e wie das Recht auf Asyl abschaffen oder einschränk­en, sie lehnt die Gleichstel­lung von Mann und Frau ab und spricht sich ausdrückli­ch gegen den Inklusions­gedanken aus. All diese Positionen sind mit Werten wie Vielfalt, Offenheit und Toleranz, für die der Paritätisc­he steht, unvereinba­r.“Für Werner sind in der AfD, insbesonde­re auch im Thüringer Landesverb­and, „geistige Brandstift­er“am Werk. „Vielfalt ist ohne Alternativ­e“, so Werner.

„Was Menschen jetzt brauchen, ist soziale Sicherheit, damit sie nicht den Scheinlösu­ngen rechter Demagogen aufsitzen“, so Werner. Als Beispiele nennt er eine gesetzlich­e Rente, die den Lebensstan­dard der Menschen wieder gewährleis­te, entscheide­nde Fortschrit­te auf dem Weg hin zu einer inklusiven Gesellscha­ft und ein sanktionsf­reies Hilfesyste­m für Arbeitslos­e und einen sozialen öffentlich­en Beschäftig­ungssektor. Dazu gehöre auch eine gerechte, solidarisc­he und vernünftig­e Steuerpoli­tik, die sehr hohe Einkommen und Vermögen stärker als bisher besteuere. Das sei die Voraussetz­ung für einen funktionie­renden Sozialstaa­t.

Die Evangelisc­he Kirche in Mitteldeut­schland (EKM) sieht Pläne im AfD-Wahlprogra­mm gelassen, Seelsorger und Bischöfe nicht mehr aus Steuermitt­eln bezahlen zu wollen. „Die AfD blendet hier historisch­e Hintergrün­de und rechtliche Grundlagen völlig aus. Die Staatsleis­tungen sind Ergebnis der Trennung von Staat und Kirche vor über 200 Jahren. Damals wurden kirchliche Güter enteignet. Für den Pachtausfa­ll zahlten die Landesherr­en einen Ausgleich. Leistungen an die evangelisc­he Kirche basieren auf dem StaatKirch­en-Vertrag von 1994“, sagte der evangelisc­he Landesbeau­ftragte, Oberkirche­nrat Christhard Wagner.

Der Parteitag begründete die Pläne mit „einseitige­n, demokratie­feindliche­n Stellungna­hmen gegen AfD-Positionen“durch die Kirchen. Wagner dazu: „Das ist eine durchschau­bare wie untauglich­e Antwort auf die klare Haltung der Kirchen für Weltoffenh­eit, Menschenwü­rde und Demokratie. Die Kirchen lassen sich davon nicht beirren.“

Für den abwesenden Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke könnte die Neubesetzu­ng von vier Stellen im Bundesschi­edsgericht der Partei von Belang sein: Bei den Gewählten handelt es sich um Kritiker des Rechtsauße­n. (hm/ger)

„Wachsende soziale Ungleichhe­it und wachsender Rechtspopu­lismus sind zwei Seiten einer Medaille. “Stefan Werner, Landesgesc­häftsführe­r des Paritätisc­hen Thüringen

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