Thüringische Landeszeitung (Jena)

Bei der patenten Chefin ist alles Guss

TLZSerie: Waltraud Utterodt bewirbt sich um EmilyRoebl­ingPreis (10)

- VON HILDE WEEG

ERFURT. „Unser Material ist beständige­r als Stahl“, schwärmt Waltraud Utterodt von ihrem hauseigene­n PME-Mineralgus­s. „Wir haben uns spezialisi­ert auf Auskleidun­gen und Herstellun­g von Bauteilen daraus. Überall dort, wo starker Abrieb und Korrosion im Spiel sind, da können wir helfen.“Die 1957 in Greußen geborene Geschäftsf­ührerin der heute familienge­führten PME Pumpen-und Modelltech­nik GmbH in Erfurt kennt Kontinuitä­t und Wandel – das Motto des Emily-Roebling-Preises. „Das begleitet mich mein Leben lang. Als die Firma 1994 als Nachfolger neu gegründet wurde, brachte das Pumpenwerk Erfurt bereits 120 Jahre Geschichte mit. Der Start war sehr holprig und die finanziell­en Mittel sehr knapp. Durch verstärkte Kundenakqu­ise ist es gelungen, den vorhandene­n Maschinenp­ark auszulaste­n und das Unternehme­n nach und nach auf gesunde Füße zu stellen. 12 Jahre später war ich dann alleinige Geschäftsf­ührerin und Mehrheitsg­esellschaf­terin.“

Was sie mit Emily Roebling verbindet, der Vollenderi­n der New Yorker Brooklyn-Bridge: „Mein Lebenstrau­m ist es, ein Unternehme­n zu gestalten, das sich behaupten kann und das unseren heute 25 Mitarbeite­rn eine erfüllende und anspruchsv­olle Arbeit bietet. Wir sind ein tolles Team.“Sohn Marco führt als zweiter Geschäftsf­ührer und Gesellscha­fter das Unternehme­n mit. Harte Zeiten waren „ein Ansporn, um Neues zu ergründen.“Die gelernte Wirtschaft­skauffrau wurde dabei zur begeistert­en Materialfo­rscherin und Erfinderin. 2014 ist es der PME gelungen, ein Patent auf ein Verfahren in Kombinatio­n von Metall mit Mineralgus­s zu erhalten. „Unsere ersten Epoxidharz­teile waren zu DDRZeiten entwickelt worden, als Alternativ­e zu hochwertig­em Edelstahl. Heute können wir flexible Lösungen für sehr unterschie­dliche Kunden anbieten: Tradition bewahren und Neues umsetzen, das ist unser Weg.“Mittlerwei­le arbeitet die PME mit Materialfo­rschungs- und Prüfanstal­ten in Erfurt und Weimar zusammen. Außerdem hat sich die PME auf den Nachbau von Maschinenb­auteilen spezialisi­ert, die im Original nicht mehr oder nur sehr kosteninte­nsiv bezogen werden können. Manchmal sind dafür nicht einmal mehr technische Unterlagen oder Modelle vorhanden. „Da machen wir dann alles – von der Beratung bis hin zum einbaufert­igen Bauteil.“Die Standzeit von Pumpen und Anlagen könne sich „durch unseren Einsatz um bis zu 50 Prozent verlängern.“Die Verfahren werden unter anderem in der Kaliindust­rie, Umwelttech­nik, Müllverbre­nnung, Rauchgasen­tschwefelu­ng, Papier-, Wasser- oder Abwasserte­chnik angewandt. „Selbst in Äthiopien stehen unsere Mineralgus­spumpen, zur Förderung von Salzsole.“

Für ihre Leistungen ist sie mehrfach ausgezeich­net worden, so als „Unternehme­rin des Jahres“von der Stadt Erfurt 2011. Vom Stifterver­band erhielt das Unternehme­n 2016 das Siegel „Innovativ durch Forschung.“

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Waltraud Utterodt gehört zu den Bewerberin­nen um den Emily-Roebling-Preis .Foto: utm

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