Thüringische Landeszeitung (Jena)

Nietzsches­pruch in Stein gehauen zum Geburtstag

Tautenburg erinnert an Philosophe­n und ehrt Ehrenbürge­r

- VON ANGELIKA SCHIMMEL

TAUTENBURG. Das kleine Tautenburg war vor langer Zeit einmal das Zentrum der Macht. Da waren die Schenken von Tautenburg die Herren über viele Dörfer in der Umgebung. Der Bergfried ihrer Burg kündet noch heute davon.

Später, im 19. und 20. Jahrhunder­t, machte das abgelegene Dorf als „Sommerfris­che“gestresste­r Städter aus dem Raum Leipzig/Halle und sogar Berlin von sich reden. Zu den Erholungss­uchenden gehörte im Jahr 1882 auch Friedrich Nietzsche, der Denker und Dichter. In Tautenburg verbrachte er mit seiner Freundin, der schillernd­en Lou von Salomé, drei offenbar anregende Wochen. „Dieses Tautenburg entzückt mich und passt zu mir in allem und jedem“, schrieb Nietzsche über diese Zeit im Sommer 1882.

Diese Worte sprechen bis heute auch dem Tautenburg­er Gerhard Schaumann aus der Seele, der sich seit vielen Jahren mit dem Leben und Schaffen Nietzsches und anderer berühmter Tautenburg­er Sommergäst­e beschäftig­t. Das Ergebnis ist unter anderem das handliche Büchlein, „Tautenburg bei Jena. Kulturgesc­hichte einer thüringisc­hen Sommerfris­che“.

Dort erfährt der interessie­rte Leser, warum Ricarda Huch, Eugen Diederichs, Johannes Sorge oder James Krüss die Tautenburg­er Luft so schätzten. Auch mit anderen Veröffentl­ichungen wurde der Slawist Gerhard Schaumann nicht müde, Tautenburg­s Vorzüge zu preisen.

An die große Zeit der Tautenburg­er Sommerfris­che erinnert jetzt auch ein Gedenkstei­n auf dem schmucken Dorfplatz, den eine Granitplat­te mit dem Nietzsche-Zitat ziert. Der Stein ist ein Geschenk der Gemeinde und des Verschöner­ungsverein­s für den Ehrenbürge­r Schaumann, der gerade seinen 90. Geburtstag feiern konnte.

Dass zu den „Söhnen“Tautenburg­s Friedrich Nietzsche zählte, mache die Tautenburg­er auch ein bisschen stolz, gestand Bürgermeis­ter Daniel Lerche. An den Dichter wird mit einer Tafel an seinem Quartier in der Lindenstra­ße 50 erinnert, am ehemaligen Gasthaus „Zum Schenk“und mit einer Nietzscheb­ank, auf der Spaziergän­ger gern verweilen. „Auch heute empfiehlt sich unser Dorf als Ziel für naturliebe­nde Gäste, gerade an den Wochenende­n spazieren sie zahlreich durch den Ort und zur Burgruine hinauf“, sagte Lerche.

Dass die Gemeinde sich den Gästen von der besten Seite präsentier­t, dafür sorgt der Verschöner­ungsverein, der sich unter anderem um die Gestaltung des Dorfplatze­s und des Geländes rund um die Burgruine kümmert. „Dort oben werden wir in diesem Jahr noch einen großen Einsatz starten, um zu hoch gewachsene­s Buschwerk und Bäume zurück zu schneiden. Und am 10. Juni wird Sommerfest mit Burgtheate­r gefeiert.“

 ??  ?? Enthüllung des Nietzsche-Steins in Tautenburg, ein Geschenk der Gemeinde und des Verschöner­ungsverein­s für den Ehrenbürge­r Gerhard Schaumann (Mitte) zu dessen . Geburtstag . Foto: Ziegler
Enthüllung des Nietzsche-Steins in Tautenburg, ein Geschenk der Gemeinde und des Verschöner­ungsverein­s für den Ehrenbürge­r Gerhard Schaumann (Mitte) zu dessen . Geburtstag . Foto: Ziegler

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