Thüringische Landeszeitung (Jena)
Ordentlich Kilometer geschrubbt
Zum Saisonauftakt bestritt Sally Böde am Wochenende gleich zwei Rennen – eines in Triptis, eines in Grevesmühlen
TRIPTIS/GREVESMÜHLEN. Zeit zu feiern hatte Sally Böde nicht. Alles musste ganz schnell gehen. „Nach meinem Sieg in Triptis am Sonnabend sind mein Vater und ich wieder nach Ruttersdorf gefahren, haben das Motorrad gesäubert, einen neuen Satz Reifen montiert und sind Abend halb acht gen Grevesmühlen an der Ostsee aufgebrochen“, sagt Sally Böde über ihr Renn-Wochenende, an dem sie nicht nur auf den eigentlichen Rennstrecken ordentlich Kilometer schrubbte, sondern eben auch auf den Autobahnen der Nation. Gegen nachts um eins sei das Vater-Tochter-Gespann dann mit dem Wohnmobil in Mecklenburg-Vorpommern angekommen. „Das ist jetzt aber wirklich eine Ausnahme gewesen“, sagt Sally Böde über die ansehnliche Distanz zwischen den beiden Terminen.
Doch der Reihe nach, denn bevor die 25-jährige MotocrossFahrerin gen Norden aufbrach, triumphierte sie bei ihrem persönlichen Saisonauftakt bei den Damen im Cross Country in Triptis.
Kein StartZielSieg in Triptis
„Triptis lief richtig gut“, resümiert Sally Böde. Richtig gut heißt in ihrem Fall, dass sie den 1. Platz belegte – und damit hat sie ihr im Vorfeld angepeiltes Ziel locker überboten, hatte sie doch mit einem Platz auf dem Treppchen geliebäugelt.
Klar, das Wetter habe alle April-Klischee erfüllt, was sich dann auch auf die Strecke ausgewirkt habe. Vor dem Start habe es erst einmal in einer Tour geregnet, die Strecke war dann auch entsprechend nass und auch tief. Es habe nicht an Spurrillen gemangelt, berichtet Sally Böde. „Es war wirklich sehr schwierig zu fahren, gerade im Wald.“Es war dann auch kein reiner Start-Ziel-Sieg für Sally Böde, doch bereits in der ersten Runde konnte sie die Führung an sich reißen – und gab sie dann auch nicht mehr aus der Hand. Letztlich habe sie sich gegen 20 weitere Teilnehmerinnen durchsetzen können. Nach zwei Stunden und sieben Minuten erreichte sie schließlich das Ziel. „Danach war ich total dreckig Ich sah aus wie Sau“, sagt die Pharma-Biotechnologin und muss lachen. Mit einem Vorsprung von gut dreieinhalb Minuten auf die Zweitplatzierte kam sie ins Ziel. Für eine Runde in Triptis habe sie im Durchschnitt acht Minuten benötigt, berichtet Sally Böde. Wie schon zu anfangs erwähnt: Das war lediglich der erste Streich für die Ruttersdorferin, der zweite folgte in nicht weniger als 24 Stunden. Und in Grevesmühlen standen dann auch wieder alle Zeichen auf Motocross. Da hatte Sally Böde dann wieder Sekunden vor dem eigentlichen Start jenen Adrenalinkick, verspürte jene Anspannung, wie sie denn geradezu typisch ist für die schier endlosen Augenblicke, in denen sie nur darauf warte, dass denn endlich das „gottverdammte Gatter“umfalle.
„Diese Anspannung kurz vor dem Start ist mir über die Wintermonate nicht verloren gegangen“, so Sally Böde und verweist mit ihrem nächsten Atemzug auf die Tatsache, dass das Rennen in eben Grevesmühlen einen internationalen Ruf besitzen würde, innerhalb der Motocross-Szene einen recht hohen Stellenwert genieße. So waren unter anderem auch Fahrer aus den Niederlagen zugegen.
Strecke in Grevesmühlen fast zu trocken gewesen
„Da geht es schon etwas härter zur Sache als beispielsweise beim Cross Country in Triptis.“Das Niveau und auch die Konkurrenzdichte sei dann auch um einiges höher gewesen, alles würde ein oder gar zwei Ideen schneller und auch aggressiver vonstatten gehen bei der Deutschen Meisterschaft, dem sogenannten Ladies Cup, ergänzt Sally Böde, deren Ziel es war, einen Platz unter den ersten 15 bei den Damen zu holen – was ihr dann schlussendlich auch gelang. „Mehr ist dort wirklich nicht drin für mich. Das ist schon das Höchste der Gefühle.“Doch auch die quasi zweite Mission in Sachen Motocross konnte sie an diesem Wochenende mit Bravour erfüllen, sprang doch für sie schlussendlich ein ansehnlicher siebter Platz im Finale heraus. „Damit bin ich mehr als zufrieden. Das ist viel mehr, als ich mir im Vorfeld ausgerechnet habe“, sagt Sally Böde am Montag mit vernehmbarer Zufriedenheit.
Die Strecke sei – im Gegensatz zu Triptis – nicht nass gewesen. Im Gegenteil, sie sei teilweise schon fast eine Idee zu trocken daherkommen, so dass die Veranstalter für etwas Feuchtigkeit sorgen mussten.
Alles in allem sei es ein sehr erfolgreicher Saisonauftakt für sie gewesen. Sie habe nur am Wochenende, außer auf den langen Fahrten auf der Autobahn, kaum Zeit und Ruhe gehabt, das Erlebte zu reflektieren und sich über den Erfolg zu freuen. Das würde erst jetzt, am Montag mit etwas Abstand, der Fall sein. „Und wenn die Zeitung anruft“, sagt Sally Böde und muss – na was wohl – lachen.