Thüringische Landeszeitung (Jena)
Imposantes Rad an Ziegenmühle
Gottfried Schumann, Mühlenbauer in vierter Generation, hat sich der Herausforderung gestellt
ZEITZGRUND. Ein imposantes Mühlenrad in der Ziegenmühle im Zeitzgrund zieht seit einigen Wochen die Blicke von Wanderfreunden nahezu magisch an.
Erhard Luft aus Eineborn und Bodo Hacke aus Stadtroda machten bei einer Radtour am Mittwoch eine Rast an der neuen Ziegenmühle, um das Mühlenrad in Augenschein zu nehmen. Das sei schon sehenswert, waren sich die beiden Männer einig. Und Erhard Luft erzählt, dass er selbst in einer Mühle in Eineborn groß geworden sei und als Jugendlicher beim Bau eines Mühlenrads zugeschaut habe. „Das war hoch interessant und ist mir fest im Gedächtnis geblieben“, sagt er. Heute gebe es übrigens die Eineborner Mühle nicht mehr, ergänzt er.
Das Gesamtprojekt der Ziegenmühle finden die beiden Fahrradwanderer toll, weil es die Attraktivität des Zeitzgrundes erhöhe. „Hoffentlich verläuft für die Bauherren und Betreiber alles so, wie sie es sich wünschen“, meinen sie und radelten davon.
Für Mühlenbauer Gottfried Schumann (61) sei das ein gewohntes Bild. Immer wieder stoppen Wanderfreunde am Mühlenrad, schauen und stellen auch Fragen. Der 61-Jährige betreibt sein Handwerk als Mühlenbauer und Metallbauer in der vierten Generation im erzgebirgischen Mulda. „Uns gibt es als Handwerksfirma seit 1878“, sagt Gottfried Schumann nicht ohne Stolz.
Vor zwei Jahren sei er mit dem Mühlenprojekt in Kontakt gekommen. Der Bauherr Jens Adomat habe ihm die Pläne vorgestellt. Das habe ihn als Mühlenbauer begeistert und er habe sich vor Ort angeschaut, wo das Rad sich künftig drehen soll. „Ich muss die Örtlichkeit vorher selbst sehen“, sagt er. Nach seiner Zusage wurden Konstruktionspläne erstellt und los ging es in der heimischen Werkstatt.
Knapp über sechs Meter im Durchmesser misst das Mühlenrad an der Ziegenmühle, dass aus Lärchenholz gefertigt sei. Für Gottfried Schumann stellt der Bau des Rades keine besondere handwerkliche Herausforderungen dar. „Ich habe schon mehr als 120 Mühlenräder in Deutschland und auch im europäischen Ausland gebaut“, so der Mühlenbauer. Jetzt neigt sich der Einbau des Rades an der Mühle dem Ende entgegen. In der Woche vor Pfingsten werde als letzte Aktion der Walzenstuhl eingebaut, und dann ist das Werk vollbracht. „Übrigens ist das in dem Mühlenrad eingebaute gusseiserne Zahnrad auch schon über einhundert Jahre alt“, informiert Gottfried Schumann.
Am Pfingstmontag – zugleich Deutscher Mühlentag – soll das Mühlenrad an der Ziegenmühle geweiht werden, kündigt Jens Adomat an. Dann werde sich das Rad auch drehen, verspricht er. In Chroniken habe man entdeckt, dass es vor rund einhundert Jahren schon einmal ein Mühlenrad an der Ziegenmühle gegeben habe. Daher sei rasch klar gewesen, dass man diese alte Originalität im Zuge des Bauvorhabens wieder aufleben lassen wollte.
Am Pfingstmontag, den 5. Juni, wird der Biergarten an der Ziegenmühle gegen 10.30 Uhr öffnen und das Fleck-Sauer-Ensemble wird die Gäste unterhalten.
Derzeit laufen die Bautätigkeiten in der Ziegenmühle auf Hochtouren weiter. Verschiedene Handwerker, darunter Maler, Elektro- und Sanitärfachleute, haben sowohl in der künftigen Pension als auch im Wohnund Brauergebäude noch zu tun. „Ende des zweiten Quartals sollen die Bautätigkeiten abgeschlossen sein“, meint Jens Adomat.
In einem nächsten Schritt soll die Technik in der Brauerei in Betrieb genommen werden. Die Kessel müssen gespült und insgesamt die Anlage auf Dichtheit geprüft werden. „Voraussichtlich in drei Wochen soll der erste Sud angesetzt werden. Vier bis sechs Wochen dauert der Vorgang“, kündigt Adomat an. Ausgerichtet sei alles auf das erste Braufest, das Ende September steigen soll.
Doch bevor das erste Holzländer-Bier verkostet werden kann, vergehe noch ein bisschen Zeit, so die Betreiberfamilie Karolin und Tobias Bieritz. Noch vor der Mühlenweihe laden sie am heutigen Himmelfahrtstag ab 10 Uhr Gäste auf den Platz vor der Ziegenmühle ein. Der Rost wird brennen und für Getränke sei gesorgt. „Gäste auf der Baustelle zu empfangen, wäre an so einem Tag nicht unbedingt ratsam“, meint Tobias Bieritz.
Die Betreiberfamilie schaut sehnsüchtig auf das Bauende, um endlich richtig loslegen zu können.
Höchst erfreulich sei, dass man in den letzten Wochen drei neue Mitarbeiter für den Küchenund Servicebereich gewinnen konnte. „Und wir suchen für unser Konzept auch noch weitere Mitarbeiter. Alles in allem wollen wir mal für 16 Menschen eine Beschäftigung schaffen“, schaut Tobias Bieritz voraus.
Erfahrener Mühlenbauer stellt das Rad her
Schon an Himmelfahrt sind Gäste willkommen