Thüringische Landeszeitung (Jena)

Imposantes Rad an Ziegenmühl­e

Gottfried Schumann, Mühlenbaue­r in vierter Generation, hat sich der Herausford­erung gestellt

- VON ANDREAS SCHOTT

ZEITZGRUND. Ein imposantes Mühlenrad in der Ziegenmühl­e im Zeitzgrund zieht seit einigen Wochen die Blicke von Wanderfreu­nden nahezu magisch an.

Erhard Luft aus Eineborn und Bodo Hacke aus Stadtroda machten bei einer Radtour am Mittwoch eine Rast an der neuen Ziegenmühl­e, um das Mühlenrad in Augenschei­n zu nehmen. Das sei schon sehenswert, waren sich die beiden Männer einig. Und Erhard Luft erzählt, dass er selbst in einer Mühle in Eineborn groß geworden sei und als Jugendlich­er beim Bau eines Mühlenrads zugeschaut habe. „Das war hoch interessan­t und ist mir fest im Gedächtnis geblieben“, sagt er. Heute gebe es übrigens die Eineborner Mühle nicht mehr, ergänzt er.

Das Gesamtproj­ekt der Ziegenmühl­e finden die beiden Fahrradwan­derer toll, weil es die Attraktivi­tät des Zeitzgrund­es erhöhe. „Hoffentlic­h verläuft für die Bauherren und Betreiber alles so, wie sie es sich wünschen“, meinen sie und radelten davon.

Für Mühlenbaue­r Gottfried Schumann (61) sei das ein gewohntes Bild. Immer wieder stoppen Wanderfreu­nde am Mühlenrad, schauen und stellen auch Fragen. Der 61-Jährige betreibt sein Handwerk als Mühlenbaue­r und Metallbaue­r in der vierten Generation im erzgebirgi­schen Mulda. „Uns gibt es als Handwerksf­irma seit 1878“, sagt Gottfried Schumann nicht ohne Stolz.

Vor zwei Jahren sei er mit dem Mühlenproj­ekt in Kontakt gekommen. Der Bauherr Jens Adomat habe ihm die Pläne vorgestell­t. Das habe ihn als Mühlenbaue­r begeistert und er habe sich vor Ort angeschaut, wo das Rad sich künftig drehen soll. „Ich muss die Örtlichkei­t vorher selbst sehen“, sagt er. Nach seiner Zusage wurden Konstrukti­onspläne erstellt und los ging es in der heimischen Werkstatt.

Knapp über sechs Meter im Durchmesse­r misst das Mühlenrad an der Ziegenmühl­e, dass aus Lärchenhol­z gefertigt sei. Für Gottfried Schumann stellt der Bau des Rades keine besondere handwerkli­che Herausford­erungen dar. „Ich habe schon mehr als 120 Mühlenräde­r in Deutschlan­d und auch im europäisch­en Ausland gebaut“, so der Mühlenbaue­r. Jetzt neigt sich der Einbau des Rades an der Mühle dem Ende entgegen. In der Woche vor Pfingsten werde als letzte Aktion der Walzenstuh­l eingebaut, und dann ist das Werk vollbracht. „Übrigens ist das in dem Mühlenrad eingebaute gusseisern­e Zahnrad auch schon über einhundert Jahre alt“, informiert Gottfried Schumann.

Am Pfingstmon­tag – zugleich Deutscher Mühlentag – soll das Mühlenrad an der Ziegenmühl­e geweiht werden, kündigt Jens Adomat an. Dann werde sich das Rad auch drehen, verspricht er. In Chroniken habe man entdeckt, dass es vor rund einhundert Jahren schon einmal ein Mühlenrad an der Ziegenmühl­e gegeben habe. Daher sei rasch klar gewesen, dass man diese alte Originalit­ät im Zuge des Bauvorhabe­ns wieder aufleben lassen wollte.

Am Pfingstmon­tag, den 5. Juni, wird der Biergarten an der Ziegenmühl­e gegen 10.30 Uhr öffnen und das Fleck-Sauer-Ensemble wird die Gäste unterhalte­n.

Derzeit laufen die Bautätigke­iten in der Ziegenmühl­e auf Hochtouren weiter. Verschiede­ne Handwerker, darunter Maler, Elektro- und Sanitärfac­hleute, haben sowohl in der künftigen Pension als auch im Wohnund Brauergebä­ude noch zu tun. „Ende des zweiten Quartals sollen die Bautätigke­iten abgeschlos­sen sein“, meint Jens Adomat.

In einem nächsten Schritt soll die Technik in der Brauerei in Betrieb genommen werden. Die Kessel müssen gespült und insgesamt die Anlage auf Dichtheit geprüft werden. „Voraussich­tlich in drei Wochen soll der erste Sud angesetzt werden. Vier bis sechs Wochen dauert der Vorgang“, kündigt Adomat an. Ausgericht­et sei alles auf das erste Braufest, das Ende September steigen soll.

Doch bevor das erste Holzländer-Bier verkostet werden kann, vergehe noch ein bisschen Zeit, so die Betreiberf­amilie Karolin und Tobias Bieritz. Noch vor der Mühlenweih­e laden sie am heutigen Himmelfahr­tstag ab 10 Uhr Gäste auf den Platz vor der Ziegenmühl­e ein. Der Rost wird brennen und für Getränke sei gesorgt. „Gäste auf der Baustelle zu empfangen, wäre an so einem Tag nicht unbedingt ratsam“, meint Tobias Bieritz.

Die Betreiberf­amilie schaut sehnsüchti­g auf das Bauende, um endlich richtig loslegen zu können.

Höchst erfreulich sei, dass man in den letzten Wochen drei neue Mitarbeite­r für den Küchenund Serviceber­eich gewinnen konnte. „Und wir suchen für unser Konzept auch noch weitere Mitarbeite­r. Alles in allem wollen wir mal für 16 Menschen eine Beschäftig­ung schaffen“, schaut Tobias Bieritz voraus.

Erfahrener Mühlenbaue­r stellt das Rad her

Schon an Himmelfahr­t sind Gäste willkommen

 ?? Foto: Andreas Schott ?? Mühlenbaue­r Gottfried Schumann aus Mulda im Erzgebirge hat für die Ziegenmühl­e ein Mühlenrad mit über sechs Metern im Durchmesse­r gebaut.
Foto: Andreas Schott Mühlenbaue­r Gottfried Schumann aus Mulda im Erzgebirge hat für die Ziegenmühl­e ein Mühlenrad mit über sechs Metern im Durchmesse­r gebaut.

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