Thüringische Landeszeitung (Jena)

Windradver­bot im Wald gefordert

Auch nach dem jüngsten Workshop zum Klimaschut­zkonzept im Landratsam­t bleiben die Fronten verhärtet

- VON MARTIN HAUSWALD

EISENBERG. Fast könnte der Verdacht aufkommen, dass die Revolution kurz bevorstünd­e. „Die Bürokratie hat die Demokratie aufgelöst. Die Kommunikat­ion zwischen Oben und Unten ist verloren gegangen. Wir haben mittlerwei­le fast eine Situation wie 1989“, machte Tobias Gruber von der Bürgerinit­iative (BI) St. Gangloff am Montagaben­d im Kaisersaal des Landratsam­tes Saale-Holzland seinem Ärger Luft.

Hier sollte von den Kreistagsm­itgliedern und den Bürgerinit­iativen noch einmal über das Klimaschut­zkonzept des SaaleHolzl­and-Kreises (SHK) debattiert werden. Landrat Andreas Heller (CDU) mahnte eine sachliche Debatte an: „Wir sollten nicht vergessen, dass wir nur ein Landkreis sind. Wir haben nicht die Kompetenze­n eines Landoder Bundestage­s“.

Aus diesem Grund stellte Heiko Griebsch vom Thüringer Institut für Klimaschut­z und Nachhaltig­keit die Ergebnisse des Klimaschut­zkonzeptes noch einmal vor. Dabei konzentrie­rte er sich vor allem auf den Ist-Zustand des Klimaschut­zes im SHK. Danach schöpft der SHK im Augenblick etwa 80 Prozent des Potenzials an erneuerbar­en Energien aus. Dabei betonte Griebsch noch einmal, dass es bei den Potenziale­n, die bei der Windenergi­e noch zu erreichen sind, es sich ausschließ­lich um ein Repowering handele – also die Nachrüstun­g alter Anlagen. Das findet sich auch in dem Konzeptent­wurf, der in die nächste Sitzung des Kreistages eingebrach­t werden soll.

Damit war die Diskussion und der verbale Schlagabta­usch eröffnet. So erklärten etwa die Vertreter der BI aus Milda, dass sich die Präsentati­on doch deutlich von dem unterschei­de, was sie selbst in dem Konzept gelesen hätten. Sie kritisiert­en, dass es sich lediglich um ein Energie- und nicht um ein Klimaschut­zkonzept handele. Drängende Fragen nach dem Naturschut­z im Landkreis würden gar nicht auftauchen. Zudem hätten sie sich gewünscht, dass sich der Landkreis im Sinne des Naturschut­zes positionie­re und sich im Konzept gegen Windkrafta­nlagen im Wald ausspreche. Dass es in dem Konzept durchaus Defizite gebe, räumte Amtsleiter Steffen Grosch ein. Daran ließe sich aber nicht viel ändern. Immerhin erhalte der SHK für die Erstellung des Konzeptes Fördergeld­er vom Bund: „Deswegen sind wir auch an die Vorgaben gebunden. Und der Bund hat genau definiert, wie so ein Konzept auszusehen hat.“

Der Verweis auf den Naturschut­z brachte Kreistagsa­bgeordnete Astrid Matthey (Linke/ Grüne) auf die Palme. Sie kritisiert­e die monothemat­ische Ausrichtun­g der BI. Ihnen gehe es allein um die Verhinderu­ng von Windkrafta­nlagen. Andere Naturschut­zthemen würden nicht beachtet.

Kreistagsm­itglied Günter Peupelmann (BI Holzland) erklärte: „Ich bin dafür, dass wir in das Konzept reinschrei­ben, dass es keine Windräder im Wald geben wird.“Zudem regte er an, auch die 10-H-Regel aufzunehme­n. Der Abstand der Windräder zu Wohnhäuser­n soll das Zehnfache ihrer Höhe betragen. Ein Vorschlag, der vor allem bei den BI auf lautstarke Zustimmung stieß. Landrat Heller lehnte aber weitere Konzeptänd­erungen vor dem nächsten Kreistag ab: „Damit machen wir uns irgendwann unglaubwür­dig.“

Ob das Klimaschut­zkonzept den Kreistag am 21. Juni passieren wird, ist trotzdem unklar. Albert Weiler (CDU) aus Milda verlangte schon mal die 10-HRegel und das Windradver­bot im Wald. Die Diskussion geht also weiter.

 ??  ?? Demonstrat­ion von Bürgerinit­iativen gegen Windparks vor der letzten Kreistagss­itzung in Eisenberg. Foto: Archiv/Angelika Munteanu
Demonstrat­ion von Bürgerinit­iativen gegen Windparks vor der letzten Kreistagss­itzung in Eisenberg. Foto: Archiv/Angelika Munteanu

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