Thüringische Landeszeitung (Jena)
Whiskey trifft auf Roulade mit Rotkraut
Mitarbeiter der Jenaer „Weintanne“haben erfolgreich an der Ostdeutschen Cocktailmeisterschaft teilgenommen
JENA. Whiskey, ein wenig Rotkrautsaft, eine mit Kloßwasser versetzte Eiskugel und etwas Zucker, das ganze dekoriert mit einer Mini-Roulade aus Roastbeef – das ist das Rezept, mit dem Kai Straßberger die Juroren entzückt und den zweiten Platz unter den Thüringern bei der Ostdeutschen Cocktailmeisterschaft am vergangenen Wochenende in Zeulenroda erreicht hat. „Als gebürtiger Sachse wollte ich etwas, was ich in Thüringen kennengelernt habe, ins Glas bringen. Und der Plan hat ganz gut funktioniert“, sagt der 26-jährige Restaurantleiter der „Weintanne“in der Jenergasse. Gemeinsam mit seinem Kollegen Martin Schoder trat er bei dem Leistungsvergleich an. Schoder, der ebenfalls in der „Weintanne“beschäftigt ist, hatte den Cocktail „Smoking Lady“kredenzt.
Punktabzug, sobald man kleine Fehler macht
„Auf die Idee hat mich eine Frau gebracht, die bei mir mal einen möglichst rauchigen Whiskey bestellt hat. Als Sommergetränk für jemanden, der Whiskey liebt, habe ich den Cocktail mit Whiskey, Kirschlikör und Grapefruitsaft gemixt“, sagt der 28-jährige Martin Schoder, der eigentlich Pädagogik studiert, sich nach dem Bachelor aber für die Gastronomie entschieden hat. Und mit dem fruchtig-frischen Cocktail für die Whiskey-Liebhaberin landete er auf Platz 3 unter den Thüringer Teilnehmern am Wettbewerb.
Danny Müller, einer der beiden Inhaber der traditionsreichen „Weintanne“sagte: „Ich bin sehr stolz auf die beiden jungen Leute aus unserem Haus.“Zumal es bei dieser Meisterschaft nicht nur um kreative Rezepte gehe. „Es gibt dort Punktabzug, sobald man kleine Fehler macht. Ein Tropfen daneben, Zeitüberschreitung oder auch ein unsachgemäßes Anfassen der Gläser – und schon bringt auch die beste Cocktail-Idee keinen Erfolg mehr.“Bei dieser Cocktailmeisterschaft seien natürlich auch einige „alte Hasen“am Start gewesen. Gegen sie hätten sich die jungen Leute sehr gut geschlagen. Er erlebe gerade in dieser Branche eine Wandel von Alt auf Jung. Und die jungen Leute seien begeistert von ihrem Beruf. Das bestätigt Kai Straßberger: „Gastronomie ist Arbeit mit Menschen. Es ist spannend, und kein Tag ist wie der andere.“Allerdings wollten viele junge Leute nicht in diese berufliche Richtung gehen, weil die Arbeitszeiten anstrengend, die Bezahlung mäßig seien. Aber für ihn sei es ein toller Beruf, sagte der gelernte Hotelfachmann.
„Uns geht es darum, bei einem solchen Wettbewerb nicht nur unsere eigenen Leistungen zu zeigen, sondern künftige Gastronomen zu begeistern“, so Danny Müller. In vielen Restaurants und Bars werde über den Mangel an Fachkräften gejammert. Das sei kein Wunder, wenn jahrelang nichts für den beruflichen Nachwuchs getan wurde. Solche Wettbewerbe indes fördern den Teamgeist und die Begeisterung. „Man kann in unserem Job eigene Ansprüche umsetzen und die eigene Persönlichkeit präsentieren. Ich glaube, jeder junge Mensch sollte zumindest mal in die Gastronomie reingeschnuppert haben“, sagt Danny Müller, der auch selbst hinter der Bar steht. Gelegentlich wird ja vor Bar-Keepern der alte James-Bond-Spruch zitiert, ob es nun wichtig ist, einen Cocktail zu rühren oder zu schütteln. „Das hängt vom Getränk ab“, sagt Müller. Leichte Getränke können gerührt werden, geschüttelt aber Cocktails mit Eiweiß, Sahne oder Kokosmilch. „Das wichtigste für einen Gastronomen ist: Man muss ein guter Gastgeber sein. Alles andere kann gelernt werden.“
Natürlich wollen die „Weintanner“auch bei der Deutschen Meisterschaft im September unweit von Rostock antreten. Und auch dort will Kai Straßberger den Cocktail-Gruß aus Thüringen präsentieren. Prost.