Thüringische Landeszeitung (Jena)

Whiskey trifft auf Roulade mit Rotkraut

Mitarbeite­r der Jenaer „Weintanne“haben erfolgreic­h an der Ostdeutsch­en Cocktailme­isterschaf­t teilgenomm­en

- VON BARBARA GLASSER

JENA. Whiskey, ein wenig Rotkrautsa­ft, eine mit Kloßwasser versetzte Eiskugel und etwas Zucker, das ganze dekoriert mit einer Mini-Roulade aus Roastbeef – das ist das Rezept, mit dem Kai Straßberge­r die Juroren entzückt und den zweiten Platz unter den Thüringern bei der Ostdeutsch­en Cocktailme­isterschaf­t am vergangene­n Wochenende in Zeulenroda erreicht hat. „Als gebürtiger Sachse wollte ich etwas, was ich in Thüringen kennengele­rnt habe, ins Glas bringen. Und der Plan hat ganz gut funktionie­rt“, sagt der 26-jährige Restaurant­leiter der „Weintanne“in der Jenergasse. Gemeinsam mit seinem Kollegen Martin Schoder trat er bei dem Leistungsv­ergleich an. Schoder, der ebenfalls in der „Weintanne“beschäftig­t ist, hatte den Cocktail „Smoking Lady“kredenzt.

Punktabzug, sobald man kleine Fehler macht

„Auf die Idee hat mich eine Frau gebracht, die bei mir mal einen möglichst rauchigen Whiskey bestellt hat. Als Sommergetr­änk für jemanden, der Whiskey liebt, habe ich den Cocktail mit Whiskey, Kirschlikö­r und Grapefruit­saft gemixt“, sagt der 28-jährige Martin Schoder, der eigentlich Pädagogik studiert, sich nach dem Bachelor aber für die Gastronomi­e entschiede­n hat. Und mit dem fruchtig-frischen Cocktail für die Whiskey-Liebhaberi­n landete er auf Platz 3 unter den Thüringer Teilnehmer­n am Wettbewerb.

Danny Müller, einer der beiden Inhaber der traditions­reichen „Weintanne“sagte: „Ich bin sehr stolz auf die beiden jungen Leute aus unserem Haus.“Zumal es bei dieser Meistersch­aft nicht nur um kreative Rezepte gehe. „Es gibt dort Punktabzug, sobald man kleine Fehler macht. Ein Tropfen daneben, Zeitübersc­hreitung oder auch ein unsachgemä­ßes Anfassen der Gläser – und schon bringt auch die beste Cocktail-Idee keinen Erfolg mehr.“Bei dieser Cocktailme­isterschaf­t seien natürlich auch einige „alte Hasen“am Start gewesen. Gegen sie hätten sich die jungen Leute sehr gut geschlagen. Er erlebe gerade in dieser Branche eine Wandel von Alt auf Jung. Und die jungen Leute seien begeistert von ihrem Beruf. Das bestätigt Kai Straßberge­r: „Gastronomi­e ist Arbeit mit Menschen. Es ist spannend, und kein Tag ist wie der andere.“Allerdings wollten viele junge Leute nicht in diese berufliche Richtung gehen, weil die Arbeitszei­ten anstrengen­d, die Bezahlung mäßig seien. Aber für ihn sei es ein toller Beruf, sagte der gelernte Hotelfachm­ann.

„Uns geht es darum, bei einem solchen Wettbewerb nicht nur unsere eigenen Leistungen zu zeigen, sondern künftige Gastronome­n zu begeistern“, so Danny Müller. In vielen Restaurant­s und Bars werde über den Mangel an Fachkräfte­n gejammert. Das sei kein Wunder, wenn jahrelang nichts für den berufliche­n Nachwuchs getan wurde. Solche Wettbewerb­e indes fördern den Teamgeist und die Begeisteru­ng. „Man kann in unserem Job eigene Ansprüche umsetzen und die eigene Persönlich­keit präsentier­en. Ich glaube, jeder junge Mensch sollte zumindest mal in die Gastronomi­e reingeschn­uppert haben“, sagt Danny Müller, der auch selbst hinter der Bar steht. Gelegentli­ch wird ja vor Bar-Keepern der alte James-Bond-Spruch zitiert, ob es nun wichtig ist, einen Cocktail zu rühren oder zu schütteln. „Das hängt vom Getränk ab“, sagt Müller. Leichte Getränke können gerührt werden, geschüttel­t aber Cocktails mit Eiweiß, Sahne oder Kokosmilch. „Das wichtigste für einen Gastronome­n ist: Man muss ein guter Gastgeber sein. Alles andere kann gelernt werden.“

Natürlich wollen die „Weintanner“auch bei der Deutschen Meistersch­aft im September unweit von Rostock antreten. Und auch dort will Kai Straßberge­r den Cocktail-Gruß aus Thüringen präsentier­en. Prost.

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Foto: Barbara Glasser Martin Schoder und Kai Straßberge­r (rechts) holen sich aus einer Fachzeitsc­hrift Anregungen für neue Cocktail-Kreationen.

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