Thüringische Landeszeitung (Jena)
Geldstrafe für Betrüger
Gerichtsbericht: Vergleichsweise glimpfliches Urteil für den Angeklagten
Andere übers Ohr hauen, um den eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren: Der Jurist nennt es Betrug, weshalb sich Andreas Falk (*) gestern vor dem Amtsrichter verantworten musste. Falk war umfassend geständig, so dass er mit einer Geldstrafe davonkam. Dass er mit den Gefühlen einer jungen Frau spielte und diese offenbar sehr verletzte, kam vor Gericht gar nicht mehr zu Sprache.
Eine Entschuldigung? „Die würde ich gar nicht annehmen“, sagte Jenny Hahn (Name geändert) in einer Gerichtspause. Sie und Falk waren ein Paar, von September 2015 bis zur Geburt der Tochter von Andreas Falk. Die Mutter heißt allerdings Jana Hartung (*), die am Freitag zumindest in einem Fall mitangeklagt war. Dass er eine andere, echte Freundin hatte und offenbar des Geldes wegen nur mit ihren Gefühlen spielte, das ging ihr erst später auf. Mehrmals nutzte Falk ihr Paypal-Konto, um Rechnungen für OnlineSpiele zu bezahlen.
Wie er von den Zugangsdaten erfahren habe, fragte Richter Frank Hovemann. Die habe er halt gekannt, sagte Falk – ebenso gekannt wie die Pin für die ECKarte, mit der er 180 Euro vom Automaten der Hypovereinsbank in der Schillerstraße abheben konnte. Das Motiv? „Damals ging es drunter und drüber“, beschrieb Andreas Falk, Jahrgang 1990, sein Leben. Der arbeitslose Fachinformatiker saß mit seiner Freundin – der Mutter seiner elf Monate alten Tochter – auf der Anklagebank.
Vor Gericht erschienen sie ohne Anwalt. Falk war umfassend geständig. Sie, Jahrgang 1983 und eine gelernte Bürokauffrau, wollte sich nicht einlassen. Vom Vorwurf des Einmietbetruges jedenfalls wurde sie freigesprochen, Falk nahm alle Schuld auf sich. Das Paar stieg vom 19. bis zum 22. September im „Gasthof zur Schweiz“ab, Zimmer mit Frühstück: Andreas Falk, Jana Hartung und Janas Tochter, die aus einer früheren Beziehung stammt. Das Motiv? „Meine Freundin hatte ihre Wohnung verloren. Und es gab Ärger mit dem Jugendamt“, sagte Falk. Die Rechnung über 299 Euro zahlte er nicht. Doch er versicherte gestern, die Summe begleichen zu wollen, weshalb Richter Hovemann selbst zum Kopiergerät einen Stock höher ging und ein Duplikat anfertigte. Der Inhaber des Gasthauses, der wie Jenny Hahn und weitere Zeugen geladen worden war, quittierte Falks Ankündigung mit einem bitteren Lächeln.
Der junge Mann hat Schulden: 8500 Euro sind vermeintlich nicht viel, aber eine gehörige Stange Geld für einen arbeitslosen Informatiker. Dazu kommen jetzt die Gerichtskosten und natürlich die Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 15 Euro. In das Strafmaß flossen zwei weitere Fälle ein: So bot Falk über Ebay Geräte an, darunter eine Playstation. Und während die Kunden ihre Waren bezahlten, blieb Falk ihnen die Geräte schuldig. Das Motiv? Darauf hatte er keine wirkliche Antwort. Zumindest sagte er nicht, er habe die Geräte ein weiteres Mal verkaufen wollen.
In ihrem Plädoyer forderte die Staatsanwältin 360 Tagessätze zu je 15 Euro. Und sie sprach davon, dass man auch über einen gewerbsmäßigen Betrug nachdenken könne. Strafmildernd allerdings war der Umstand, dass das Bundeszentralregister keinen Eintrag aufzuweisen habe, erklärte Hovemann. Zwei Fälle seien so alt, dass sie getilgt worden seien. Mehrfach sprach Andreas Falk davon, über seine Verhältnisse gelebt zu haben. Mit der Geburt der Tochter sei er ein neuer Menschen geworden. Und vor ihm liegen zwei Bewerbungsgespräche. Jenny Hahn, die mit Freunden und Verwandten den Prozess verfolgte, wollte daran nicht so recht glauben.