Thüringische Landeszeitung (Jena)

FDP: Schulen sollen zusätzlich kaufmännis­chen Leiter haben

Liberaler Landesvors­tand will mehr Eigenständ­igkeit der Bildungsei­nrichtunge­n und fordert Ende des Kooperatio­nsverbots

- VON ELMAR OTTO

ERFURT. Die Thüringer FDP will den Schulen im Freistaat mehr Eigenveran­twortung geben, die unterschie­dlichen Bildungsst­andards der Bundesländ­er endlich vereinheit­lichen und das Kooperatio­nsverbot von Bund und Ländern aufheben. Das geht aus den Leitlinien des Landesvors­tands zum „Neustart der Bildungspo­litik“im Freistaat hervor, die der TLZ vorliegen.

„Das Kooperatio­nsverbot verhindert zurzeit, dass sich der Bund an der Finanzieru­ng von Bildungspr­ojekten in den Ländern beteiligt. Aber nur mit zusätzlich­en finanziell­en Mitteln ist eine Modernisie­rung des Schulbetri­ebs auf einen zeitgemäße­n Stand möglich“, sagte FDP-Landeschef Thomas Kemmerich der TLZ. Der digitale Fortschrit­t müsse auch in den Klassenzim­mern Einzug halten, um den Nachwuchs von heute auf die Herausford­erungen von morgen vorzuberei­ten.

Den Leitlinien zufolge soll die Kultusmini­sterkonfer­enz durch eine Bildungsko­nferenz ersetzt werden, der neben den Ministern Praktiker und Experten angehören. Das neue Gremium soll anders als sein Vorgänger nicht mehr auf Einstimmig­keit angewiesen sein, sondern setzt auf Mehrheitse­ntscheiden. „Wir dürfen nicht länger zulassen, dass allein der Bremsende das Tempo aller anderen bestimmt“, lautet die Begründung.

„Die pädagogisc­he Autonomie erlaubt Schulen, pädagogisc­h Modelle und didaktisch­e Konzepte autonom festzulege­n“, heißt es in dem Vorstandsp­apier weiter. Dazu gehöre ebenso die Profilbild­ung durch Lehrpläne. Die Jahrgangss­truktur, die Klassengrö­ßen je Fach und Schulstufe, die Struktur der Unterricht­szeit sowie die Lehrmittel und -methoden. „In den von der Bildungsko­nferenz festgelegt­en Kernfächer­n (z. B: Mathematik, Deutsch und Englisch) muss es allerdings verbindlic­he bundeseinh­eitliche Vorgaben für die Curricula und Lehrpläne geben“, fordern die Freidemokr­aten.

Eine Schule könne auf klassisch oder alternativ­e Beurteilun­gssysteme setzen. Zum Ende des Jahres solle es jedoch „in den Kernfächer­n Lernstands­feststellu­ngen geben, die sich strikt im Rahmen des bundeseinh­eitlichen Beurteilun­gssystems bewegen“, um Vergleichb­arkeit zu garantiere­n.

Schulen sollen künftig ein Grundbudge­t erhalten, mit dem sie alle Aufwendung­en für pädagogisc­hes und sonstiges Personal, Fort- und Weiterbild­ung, Miete, Ausstattun­g und Material bestreiten. Jeder Schule soll zusätzlich ein Festbetrag überwiesen werden, der durch sozialbezo­gene Beiträge ergänzt wird, beispielsw­eise für sonderpäda­gogischen Förderbeda­rf oder einen hohen Anteil von Schülern, die Deutsch nicht als Mutterspra­che erlernt haben.

Zur Autonomie gehört für die FDP auch eine neue Ausgestalt­ung der Chefpositi­on. „Wir wollen zukünftig die Kompetenzt­rennung in der Schulleitu­ng in Form eines Schulleite­rs und eines kaufmännis­ches Leiter“, wird in den Leitlinien formuliert. Auswahl und Führung des Personals soll in den Händen der Schulleitu­ng liegen, inklusive Kündigungs-, Freistellu­ngsund Entlassung­srecht. „Da das Beamtenrec­ht zahlreiche individuel­le Entscheidu­ngsrechte einschränk­t, ist es mit unserem Konzept nicht kompatibel“, schreiben die Autoren. Das solle jedoch nicht bedeuten, dass man eine generelle Abschaffun­g des Beamtentum­s bei Lehrern fordere, so Kemmerich. Es gehe darum, trotz des gelten Beamtensta­tus möglichst viel Flexibilit­ät zu erreichen.

„Nur mit zusätzlich­en finanziell­en Mitteln ist eine Modernisie­rung des Schulbetri­ebs auf einen zeitgemäße­n Stand möglich.“

FDPLandesc­hef Thomas Kemmerich

 ??  ?? Eibe Lehrerin schreibt in einem Klassenzim­mer während des Englischun­terrichts einen Satz an die Tafel. Die Thüringer FDP will den Schulen mehr eigene Verantwort­ung geben. Foto: Marijan Murat
Eibe Lehrerin schreibt in einem Klassenzim­mer während des Englischun­terrichts einen Satz an die Tafel. Die Thüringer FDP will den Schulen mehr eigene Verantwort­ung geben. Foto: Marijan Murat
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